60 Liter Regen pro Quadratmeter und bis zu vier Zentimeter große Hagelkörner haben in den Rebbergen große Schäden angerichtet. Die Kirschernte könnte in Haltingen ganz ausfallen.
Zerstörte Ernte durch Unwetter
© FreyAbgeschlagene Triebe, durchlöcherte Blätter – Ralf Röschard begutachtet nach dem Hagel seine Burgunderreben am Weiler Schlipf.
Das Unwetter haben am Donnerstag gegen 18 Uhr hat die Hoffnung vieler Landwirte und Bauern in Weil und Haltingen auf eine gute Ernte in wenigen Minuten zerstört. In den Rebbergen, vor allem in Richtung Altweil und Tüllingen, bietet sich ein Bild der Zerstörung. "Einfach schockierend", umschreibt Markus Büchin, Kellermeister und Geschäftsführer der Haltinger Winzer das, was er am Freitagmorgen in den Rebbergen gesehen hat. Während die großen Lagen in Haltingen wohl gerade noch mit einem blauen Auge davongekommen sein dürften, habe der Hagel in Richtung Altweil und Tüllingen eine regelrechte Schneise in den Rebberg gerissen. 80 Prozent der Triebspitzen seien dort abgebrochen, während Büchin den Schaden in den Haltinger Reben auf rund 30 Prozent beziffert.

Das deckt sich mit den Eindrücken von Susanne Hagin-Schneider vom Altweiler Weingut Schneider, die das Unwetter im Ötlinger Rebberg miterlebt hat. Erbsengroß seien da die Hagelkörner gewesen, hätten aber kaum Schaden hinterlassen. Völlig entsetzt sei sie dann gewesen, als sie später nach Altweil gefahren sei und im Hof des Weinguts die ganzen Hausreben völlig zerfetzt auf dem Boden gefunden habe. "Sehr schlimm" sei das, was er am Schlipf vorgefunden habe, schilderte ihr Mann Claus. Fast alle Triebe und auch viele Gescheine (also Blütenstände) seien abgeschlagen worden. Weil sich die Reben nun erst einmal regenerieren müssen, werde die gerade begonnene Blüte wohl vorerst zum Stillstand kommen. Er befürchtet deutliche Ertragseinbußen.

"Das war krass", verdeutlicht auch Werner Röschard vom gleichnamigen Altweiler Weingut, der ebenfalls im Rebberg war und beobachtete, wie das Unwetter vom Elsass her direkt in Richtung Tüllinger zog. Noch vor dem eigentlichen Regen sei der Hagel mit teilweise taubeneigroßen Körnern gefallen. Sohn Ralf Röschard fand, vor allem in Altweiler Lagen, danach Triebspitzen reihenweise abgeschlagen und Blätter durchlöchert. Die Röschards hoffen nun, dass die Schäden am Gescheine weniger gravierend sind und sich noch Geiztriebe (Seitentriebe) entwickeln. Diese, das ist klar, werden dann aber einen Entwicklungsrückstand haben. "Immerhin konnten wir die frühe Kirschensorte noch reinholen", ergänzt Werner Röschard. Die späteren Sorten könne man wohl abschreiben.

"Kirschen brauchen wir wohl keine mehr zu günnen", bestätigt auch Jürgen Müller. Was der Hagel nicht vom Baum schlug, sei nach dem Regen geplatzt, erklärt Bärbel Fischer die Situation der Obstbauern in Haltingen. "Das lässt sich nicht mehr verwerten", schildert auch Judith Sprich. Stark in Mitleidenschaft gezogen sind auch die Äpfel und natürlich das Gemüse. Viel Arbeit müsse nun investiert werden, um die angeschlagenen Pflanzen zu retten. "Das ist Mehraufwand, den niemand sieht", so Jürgen Müller.

Alle hoffen nun vor allem auf trockenes, mildes Wetter. Zum einen, damit sich die gestressten Pflanzen regenerieren können, zum anderen aber auch, weil speziell die Reben unmittelbar vor der Blüte stehen. Gutes Wetter wäre zudem wichtig, um die geschädigten Reben mit Pflanzenschutz zu behandeln. Denn diesen hat es ausgewaschen. Im durchnässten Rebberg wäre das an den steilen Hängen derzeit aber lebensgefährlich.