Die Ankündigung des Iran, atomare U-Boote bauen zu wollen, ist nur ein Vorwand, um ganz legal waffenfähiges Uran anzureichern. Vorbild für dieses Verfahren ist Brasilien.
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© AFPParanoia? Manche sehen bereits Atom-U-boote mit Atomwaffen des Iran.
Vor wenigen Tagen meldete die halbamtliche iranische Nachrichtenagentur Fars, nach Aussagen eines hochrangigen iranischen Marineoffiziers entwickle der Iran U-Boote mit Nuklearantrieb. Zugleich wies der Offizier darauf hin, dass der Nuklearantrieb für U-Boote zu den völkerrechtlich zulässigen "zivilen Anwendungen" von Nuklearenergie gehöre und allen Staaten erlaubt sei. Kein Problem also.

Im Übrigen, so wurde von den üblichen pro-iranischen Abwieglern umgehend verlautbart, sei der Iran technologisch noch viele Jahre entfernt vom extrem anspruchsvollen Bau eines einsatz- und überlebensfähigen nuklear angetriebenen U-Bootes. Dementsprechend beiläufig registrierten dann auch Medien und Öffentlichkeit die Ankündigung des Iran.

Doch dieser lockere Umgang mit der iranischen Ankündigung zur Entwicklung von U-Booten mit Nuklearantrieb ist alles andere als angemessen. Denn in Wirklichkeit geht es dem Iran gar nicht um diese neue maritime Option.

Vielmehr hat die bloße Ankündigung der entsprechenden Absicht zur Folge, dass der Iran mit dem Segen der internationalen Öffentlichkeit und der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) das Betriebsmittel für diese U-Boote herstellen darf: hoch angereichertes, waffenfähiges Uran mit einem Anteil von mehr als 90 Prozent U-235.

Zwar gibt es auch U-Boot-Varianten, die, wie die modernen französischen Systeme, mit nur schwach angereichertem Uran betrieben werden - üblicherweise auf 7 bis 20 Prozent U-235 angereichert - daran aber dürfte der Iran kein Interesse haben.


Kommentar: Fakten dazu gibt es keine, sondern es wird sofort die Gefahr des Iran betont und das es sich unterschwellig um Atomwaffen handelt. Der Artikel wird mit Sicherheit in wenigen Abschnitten darauf eingehen...


Waffenfähiges Uran für viele Jahre

Mit der Absichtserklärung zum Bau von U-Booten mit Nuklearantrieb eröffnet sich dem Iran die Argumentation, im Vorgriff auf die Konstruktion des Bootskörpers mit der Entwicklung des Antriebssystems, eines mit hoch angereichertem Uran betriebenen Kleinreaktors, zu beginnen und das erforderliche Uran anzureichern.

Diese Argumentation wäre nicht ungewöhnlich. Es sind Fälle dokumentiert, wo die Entwicklung des nuklearen Antriebssystems fünf bis sieben Jahre vor dem eigentlichen Bootsbau begonnen wurde. Mit anderen Worten: allein mit der Ankündigung - und allenfalls zusätzlichen Symbolhandlungen - kann der Iran für viele Jahre waffenfähiges Uran herstellen.

Die für den Betrieb der U-Boote erforderliche und somit zulässige Produktionsmenge würde zwar von der Anzahl der "geplanten" Boote abhängen, wäre in jedem Fall aber beträchtlich. Die Erstausstattung pro Boot würde etwa 80 Kilo betragen.

Gemessen an den Erfahrungen der USA mit ihrem Atom U-Boot Nautilus müsste das Uran bei einem iranischen Erstbau nach zwei Jahren ersetzt werden.

Danach würden sich die Intervalle für neuen Brennstoff vergrößern: moderne U-Boote fahren mit 200 Kilo nuklearem Brennstoff 20 Jahre lang. Der Iran könnte daher durchaus für eine kleine U-Boot-Flotte einen Bedarf von wenigstens einer Tonne waffenfähigem Uran reklamieren. Das wäre Material für 40 bis 50 Nukleargefechtsköpfe der Hiroshima-Kategorie.

Es könnten auch Nuklearwaffen sein

Zwingen kann den Iran niemand, nur U-Boote zu bauen, die mit schwach angereichertem Uran betrieben werden. Denn die Qualität des Urans hat unmittelbare Folgen für die Dimension des Reaktors beziehungsweise die Konstruktion des Bootes.

Ein U-Boot, das mit hoch angereichertem Uran betrieben wird, fährt mit 70 bis 100 Kilo Brennstoff; ein U-Boot - wie die früheren chinesischen Modelle - , das mit schwach angereichertem Uran (5 Prozent U-235) betrieben wird, braucht dagegen 1400 Kilo Brennstoff. Raum und Gewicht sind aber nun einmal zentrale Parameter im U-Boot-Bau.

Natürlich würde das für den späteren U-Boot-Bau vorproduzierte hoch angereicherte Uran von der IAEA kontrolliert. Doch das ist wenig beruhigend. Dies zeigen die alternativen Verlaufsanalysen für den Aufbau eines signifikanten Potenzials an hoch angereichertem Uran. Zum einen gibt es die "brasilianische Variante", die der Verfasser vor zwei Jahren im Spiegel beschrieben hat.

Danach erfolgt die Hochanreicherung unter Kontrolle der IAEA. Zugleich weist die Regierung die Anlage zur Konstruktion des kleinen Reaktors wie auch des gesamten Bootskörpers als militärisches Sperrgelände aus, zu dem auch die Inspektoren der IAEA keinen Zugang haben.

Die Kontrolle der IAEA endet daher, wenn das hoch angereicherte Uran in den geheimen Industriebereich transferiert wird. Ob dort tatsächlich U-Boote mit Nuklearantrieb gebaut werden, ist für Außenstehende unkalkulierbar. Es könnten eben auch Nuklearwaffen sein.

In wenigen Tagen zur Nuklearmacht

Zum anderen gibt es die einfache Variante, mit Verweis auf die Absicht, U-Boote mit Nuklearantrieb bauen zu wollen, an einem von der IAEA kontrollierten Ort hoch angereichertes Uran "auf Halde" zu produzieren. Sollte der Iran diesen Weg gehen, könnte er zu jeder Zeit das hoch angereicherte Uran der Kontrolle der IAEA entziehen und daraus Nuklearwaffen herstellen.

Die IAEA könnte gegen diesen "break-out" aus dem System des Atomwaffensperrvertrages (NPT) zunächst nur protestieren und die Angelegenheit im Eilverfahren den Vereinten Nationen zur Kenntnis bringen.

Doch dies würde nicht allzu viel nützen. Denn das Einfügen des nuklearen Kerns in eine vorgefertigte Waffe dauert nur wenige Tage; hierbei ist daran zu erinnern, dass die Entwicklung der nicht-nuklearen Teile eines Sprengsatzes nicht verboten ist.

Mit anderen Worten, der Iran könnte einerseits hoch angereichertes Uran und andererseits hohle aber uneingeschränkt zündfähige Gefechtsköpfe unabhängig voneinander "auf Halde" produzieren - so lange, bis der "fait accompli" einer Zweckentfremdung großer Mengen an hoch angereichertem Uran das Land faktisch in wenigen Tagen zur veritablen Nuklearmacht werden ließe.

Die meisten Experten gehen bei diesem Szenario von wenigstens einem halben Dutzend Gefechtsköpfen aus; Iran könnte sich aber auch am südafrikanischen Modell orientieren, wonach erst nach dem heimlichen Bau von 25 Gefechtsköpfen ein "Outing" vorgesehen war.

Nur miniaturisierte Gefechtsköpfe entwickelt

Obwohl fast alle ernstzunehmenden Experten ebenfalls davon ausgehen, dass bei Vorhandensein einer ausreichenden Menge an waffenfähigem Uran die Produktion einer zündfähigen Waffe eine Frage von Tagen ist, gibt es hierzu abweichende Meinungen. Doch die Aussage des Londoner IISS, die Umwandlung von Uranhexaflourid mit 90-prozentigem Urananteil in Uranmetall dauere ein halbes Jahr, ist absurd; der realistische Wert liegt bei maximal einer Woche.

Ähnliches gilt für die Annahme, die Produktion der nicht-nuklearen Komponenten eines nuklearen Gefechtskopfes könnte erst nach Fertigstellung des Metallkerns beginnen und würde mehrere Monate in Anspruch nehmen.

Unabhängig davon, wie viel Zeit für die Arbeiten an den nicht-nuklearen Komponenten benötigt wird - diese wurden bisher in der Regel parallel zur Anreicherung durchgeführt; der Iran hat in den letzten 15 Jahren in Parchin nichts anderes gemacht als "kalten" Gefechtskopfbau, das heißt, es wurden zündfähige Gefechtsköpfe entwickelt und getestet, bei denen der nuklearen Kern durch Varianten aus nicht-nuklearem Material (Wolfram oder abgereichertes, nicht spaltbares Uran) ersetzt wurde.

Hin und wieder ist in diesem Zusammenhang auch zu hören, die Umsetzung eines "kruden" nuklearen Sprengsatzes in einen miniaturisierten Gefechtskopf sei kompliziert und zeitaufwendig. Doch dieses Argument gilt für den Iran ausdrücklich nicht. Der Iran verfügt nachweislich über vier verschiedene erfolgreich getestete Gefechtskopfkonstruktionen, von denen drei auf die Shahab-3 Rakete montiert werden können. Der Iran hat von Anfang an nur miniaturisierte Gefechtsköpfe entwickelt.

Die Ankündigung der Absicht, U-Boote mit Nuklearantrieb bauen zu wollen, könnte daher direkt zum "break-out" des Iran aus dem NPT, zum Iran als Nuklearwaffenstaat führen. Dabei spricht alles dafür, dass aus dem "könnte" bald ein "würde" folgt. Das zeigen die Entwicklungsschritte des iranischen Anreicherungsprogramms:
  • in einem ersten Schritt kündigte der Iran an, Natururan mit einem Anteil von 0,7 Prozent U-235 auf 3,5 Prozent anzureichern, um Brennstoff für den zivilen Reaktor in Bushehr zu erzeugen. Das war erkennbar eine Lüge, denn der Iran hatte mit Russland längst einen Vertrag geschlossen, das Kraftwerk dauerhaft mit Brennstoff zu versorgen. Die Anreicherung auf 3,5 % diente nur dazu, dieses Basisprodukt noch weiter anreichern zu können. Im Übrigen: die Anreicherung von 0,7 auf 3,5 Prozent entspricht 60 Prozent des Aufwands auf dem Weg zu waffenfähigem Uran.
  • in einem weiteren Schritt begann der Iran im Jahr 2010 mit der Anreicherung von 3,5 auf 20 Prozent. Begründet wurde dieser Schritt mit der Notwendigkeit, einen Forschungsreaktor in Teheran, der für medizinische Zwecke dringend benötigt werde, am Laufen zu halten. Zwar gab es die eher theoretische Möglichkeit, den Forschungsreaktor mit einer kompletten Grundladung von 120 Kilo entsprechender, auf 20 Prozent angereicherter Brennelemente auszustatten, der Iran ließ jedoch bereits im August 2011 wissen, dass für den Forschungsreaktor nur 50 Kilo eingesetzt werden sollten. Das war umso bemerkenswerter, als der Iran, der zu diesem Zeitpunkt bereits 110 Kilo 20-prozentiges Uran hergestellt hatte, auch noch ankündigte, die Anreicherung auf 20 Prozent auf das Dreifache steigern zu wollen. Denn für 20-prozentiges Uran gibt es im Iran - jenseits der 50 Kilo für den Forschungsreaktor - nur eine einzige Verwendung: Weitere Anreicherung auf waffenfähiges Niveau. Im Übrigen: die Anreicherung auf 20 Prozent entspricht 90 Prozent des Aufwands zu waffenfähigem Uran.
  • in einem dritten Schritt zeichnet sich nunmehr ab, dass der Iran durch die Ankündigung, U-Boote mit Nuklearantrieb bauen zu wollen, auf legale Weise erhebliche Mengen von waffenfähigem Uran produzieren kann, das heißt, das auf 20 Prozent angereicherte Uran noch einmal durch die Zentrifugen zu schicken. Dabei spricht alles dafür, dass auch auf dieser Stufe der Entwicklung des iranischen Anreicherungsprogramms mit einer Lüge gearbeitet wird. Kaum ein Experte kann sich ernsthaft vorstellen, dass der Iran tatsächlich in absehbarer Zeit nukleare U-Boote bauen will.
Was nun? Natürlich wird es wieder - wenn auch immer weniger - Politiker, Wissenschaftler und Diplomaten geben, die trotz des nachgewiesenen bisherigen Lügengebäudes das Recht des Iran auf hoch angereichertes Uran zum Betrieb von U-Booten positiv kommentieren, wenn nicht gar kämpferisch vertreten werden. Doch diese Stimmen werden keine Rolle mehr spielen.

Wenn der Iran mit Bezug zum beabsichtigten U-Boot-Bau tatsächlich mit der Hochanreicherung beginnen sollte, wird Israel - und werden wohl auch die USA - handeln.


Kommentar: Das heißt einen Präventivschlag durchführen?


"Wir sollten einen nuklearen Iran akzeptieren"

Und Deutschland? Hier wird man sich ducken und im Übrigen geschmeidig zu allgemeiner Mäßigung aufrufen. Was das in Wirklichkeit bedeutet, wissen Israelis und Amerikaner nur zu gut. Anfang der 90er-Jahre gelang der legendären "Unit 8200" des israelischen Militärgeheimdienstes, sich in die Computersysteme des iranischen Nuklearprogramms zu "hacken".

Die Erkenntnisse waren dramatisch. Als Geheimdienstchef Moshe Ya'alon die deutsche Regierung Ende der 90er-Jahre hierüber informierte, wurde er vom damals amtierenden Außenminister locker abgefertigt.

Die deutsche Regierung, so der Außenminister, kenne das iranische Nuklearprogramm. Im Übrigen riet er, "Wir sollten einen nuklearen Iran akzeptieren." Die Europäer wüssten mit so einer Lage umzugehen. "Wir sollen daher nichts verhindern wollen." Ya’alon reiste entsetzt ab.

Die Ankündigung des Iran, U-Boote mit Nuklearantrieb bauen zu wollen, kommt nicht ganz überraschend. Denn wer auf legale Weise an hochangereichertes Uran kommen will, dem bleibt nur diese Möglichkeit. Eine andere gibt es nicht. Für hoch angereichertes Uran gibt es gegenwärtig nur noch zwei Verwendungen: Brennstoff für U-Boote und Nuklearwaffen. Die langjährige Verwendung in zivilen Reaktoren ist faktisch zu Ende.

Neue zivile Reaktoren, die mit hoch angereichertem Uran betrieben werden, werden nicht mehr gebaut; die letzten Reaktoren dieser Art wurden in den 80er- und 90-er Jahren auf schwach angereichertes Uran umgerüstet. Das hat die Welt insgesamt sicherer gemacht. Doch Probleme bleiben. Die scheinbar unaufhaltsame militärische Nuklearisierung des Iran ist derzeit wohl das größte.

Der Autor war von 1982 bis 1988 Leiter des Planungsstabes im Bundesverteidigungsministerium.