Arbeitsamt
© Bundesarchiv, B 145 Bild-P109962 / CC-BY-SAErwerbslose werden zur kostenlosen Arbeit gezwungen.
In Europa gibt es keine Zwangsarbeit. Oder etwa doch? In Großbritannien sorgt das Programm "Workfare" für Unruhen. Arbeitslose können verpflichtet werden, sechs Monate lang unentgeltlich für ein Unternehmen zu arbeiten. Namhafte Konzerne entlassen ihre Mitarbeiter und stellen Arbeitslose an. Betroffene haben gegen diese Zwangsarbeit geklagt und verloren.

Arbeitslose für Konzerne

Die Wirtschaftskrise hat Großbritannien besonders hart getroffen. Die Arbeitslosigkeit ist hoch. Workfare sollte Abhilfe schaffen. Als arbeitslos gemeldete Personen können verpflichtet werden, unentgeltlich zu arbeiten. Ansonsten wird das Erwerbsloseneinkommen gestrichen. Die einzelnen Maßnahmen werden von Privatkonzernen koordiniert. „Action for Employment“ zum Beispiel soll 114.000 Klienten einen Job verschaffen. Doch das Programm hinkt hinter den Erwartungen her. Das Unternehmen hat sich verpflichtet, mehr als jedem zwanzigsten Klienten im Rahmen von Workfare eine Arbeitsstelle zu verschaffen. Mit 3,5 Prozent wurde dieses Ziel um etwa die Hälfte verfehlt. Die Regierung gab eine Studie in Auftrag, deren Autoren zu folgendem Schluss kamen:
Workfare ist nicht effektiv und hindert Menschen teilweise sogar an der Arbeitssuche, da sie Zeit für die Maßnahmen aufwenden müssen. Workfare funktioniert am wenigsten in Zeiten, in denen der Arbeitsmarkt schwach und die Massenarbeitslosigkeit hoch ist.

Sträflinge werden angestellt


Unternehmer werden weniger Zweifel an der Effizienz anmelden. Aus ihrer Sicht bietet das Programm enorme Möglichkeiten, Profite zu steigern. Die Poundlands-Kette machte im Jahr 2010 27,4 Millionen Euro Profit damit, Angestellte zu Mindestlöhnen zu beschäftigen. Im Rahmen des Workfare-Programmes wurde eine arbeitslose Frau verpflichtet, in einer Filiale des Unternehmens den Fußboden zu wischen und Regale einzuschlichten - gratis. Der Druck auf die Mindestlohnbezieher steigt. Gegen kostenlose Arbeiter sind auch sie plötzlich zu teuer. Auch Häftlinge wurden plötzlich zu begehrten Arbeitskräften. Ein walisisches Gefängnis bietet eine Stunde Arbeitskraft eines Insassen für drei Pfund an. Das Callcenter „Becoming Green“ hat den Zuschlag erhalten. Die Angestellten der Firma wurden gekündigt, Sträflinge haben ihren Platz eingenommen.

Moderne Zwangsarbeit?

Betroffene haben gegen das umstrittene Programm geklagt. Die Maßnahmen würden der Menschenrechtskonvention widersprechen. Zwangsarbeit sei außerdem in Großbritannien verboten. Doch das Gericht wollte diese Argumentation nicht gelten lassen. Workfare sei mit kolonialer Zwangsarbeit nicht vergleichbar.