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© A. Micol, googleearthanomalies.com (Google Earth)Pyramiden-Ruinen oder geologische Struktur? Die große Struktur besitzt eine Seitenlänge von 42 Metern.
Nachdem vergangene Woche die "Satellitenbild-Archäologin" Angela Micol erklärt hatte, auf Satellitenaufnahmen des Online-Atlas "Google Earth" Spuren bislang unbekannter Pyramiden-Komplexe in Ägypten gefunden zu haben (...wir berichteten), zeigen sich alteingesessene Ägyptologen empört und bezeichnen die Ausführungen Micols als nichts weiter als natürlich erodierte Hügel und pseudowissenschaftliches Wunschdenken.

Toledo (USA) - Während Micol in ihrem Blog "googleearthanomalies.com" versichert, dass Archäologen ihre Entdeckung derzeit vor Ort überprüfen, zeigen sich Ägyptologen ebenso empört über die Behauptung der Forscherin als auch über das große Medieninteresse daran.

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© A. Micol, googleearthanomalies.com (Google Earth)Bislang unbekannter Pyramidenkomplex 12 Meilen von Abu Sidhu entfernt? (farbverstärkt) |
"Wie es scheint gehört Angela Micol zu den sogenannten 'Pyramidioten', die überall Pyramiden sehen", zitiert der "LifesLittleMysteries.com" den Pyramidenexperten James Harrell, Professor emer. für Geologie und Ägyptologie von der University of Toledo wortwörtlich. "Ihre 'Pyramiden' nahe Dimai und Abu Sidhum sind nichts weiter als natürliche Felsformationen, die sie - frei von jeglichem archäologischen oder geologischen Wissen - mit archäologischen Merkmalen verwechselt. Mit anderen Worten: Ihre Pyramiden sind nichts weiter als Wunschdenken eines ignoranten Beobachters mit einer überaktiven Fantasie." (sic.)

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© Colin Faulkingham / Public DomainDer "Devils Tower" im US-Bundesstaat Wyoming.
Für den Ägyptologen handelt es sich bei den von Micol als mögliche Pyramidenruinen ausgewiesenen Merkmalen demnach um geologische Spitzkuppen bzw. Härtlinge, wie sie in der Faiyum-Wüste nicht selten zu finden seien. Härtlinge sind aus ihrer Umgebung herausragende, abgeflachte Einzelberge, die aufgrund der Widerstandsfähigkeit (Härte) des Gesteins gegenüber Verwitterung weniger abgetragen wurden als ihre aus weniger verwitterungsresistenten Gesteinen bestehenden Umgebung. Das wohl bekannteste Beispiel für einen Härtling ist der "Devils Tower" im US-Bundesstaat Wyoming (s. kl. Abb. l.).

Der Umstand, dass die kleineren Strukturen runde Grundflächen aufweisen, widerspricht für Harrel hinzu einer Interpretation im Sinne einstiger Pyramiden. Der natürlichen Erklärung für die von Micol beschriebenen Merkmale schließt sich gegenüber "LifesLittleMysteries.com" auch der Geoarchäologe Clair Ossian vom Tarrant County College an, der ägyptische Grabungsstätten selbst untersucht hat und Micols mögliche Pyramidenruinen mit natürlichen geologischen Strukturen im Südwesten der USA vergleicht.

Für Micols Interpretation der Geländestrukturen als mögliche Ruinen bislang noch unbekannter Pyramiden-Komplexe spricht jedoch zumindest, dass zahlreiche Pyramidenruinen des Alten Ägyptens heute kaum mehr als solche zu erkennen sind und vielmehr natürlichen Geländeformationen gleichen (s. f. Abb.).

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© Jon BodsworthDie Ruinen der Pyramide von Amenemhet I nahe El-Lischt.
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© Markh / Public Domain
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© Markh / Public Domain Die Ruinen der Pyramiden von Amenemhet III in Hawara (o.) und von Senusret II., von der heute kaum mehr als der natürliche Kalksteinkern zu sehen ist.
Vielleicht liegt die Wahrheit also irgendwo zwischen Micols Ferninterpretation und Harrels wüsten Seitenhieben. Wir werden erneut berichten, sobald es in Neuigkeiten in dieser Sache gibt...

Quelle: googleearthanomalies.com, lifeslittlemysteries.com