Eine gewaltige Explosion, Menschen in Panik: Bei der Detonation einer Autobombe in der libanesischen Hauptstadt wurden mindestens acht Menschen getötet - darunter der Leiter des Geheimdienstes.
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© Reuters80 weitere Menschen wurden durch den Anschlag verletzt.
Um 14.50 bebt am Sassine-Platz die Erde. Eine gewaltige Explosion reißt im christlichen Viertel von Beirut Häuserfassaden ein, Balkone fallen auf die Straße, Fensterscheiben zerplatzen. Vermutlich acht Menschen sterben und mindestens 78 werden verletzt.

Eine Bombe detonierte in einem Auto, das vor der Al-Farah-Bibliothek geparkt war. Unter den Toten ist Wissam al-Hassan, der Leiter des libanesischen Geheimdienstes. Das Attentat muss bis ins Detail geplant gewesen sein und die Täter müssen über Insiderinformationen verfügt haben, denn die Sicherheitsvorkehrungen al-Hassans gelten als streng geheim.

Das Zentralbüro der rechtsgerichteten Falange-Bewegung liegt nur 200 Meter entfernt. Die Partei ist der Teil des Bündnisses "14. März", eine Koalition, die in Opposition zur amtierenden Regierung steht, in der Hisbollah eine führende Rolle spielt.

Wilde Spekulationen über Anschlag

Führungsfigur des 14. März ist Saad Hariri, der Vorsitzende der Zukunftspartei. Der Multimilliardär ist einer der schärfsten Kritiker der radikal-schiitischen Hisbollah und gleichzeitig des syrischen Regimes, mit dem die Hisbollah zusammenarbeitet. Mitglieder der Zukunftsbewegung unterstützen die syrischen Rebellen mit Geld und Waffen.

Sofort gab es deshalb Spekulationen, die syrische Regierung sei verantwortlich für den Anschlag in Beirut. Insbesondere nach der Affäre um Michel Samaha, der im August dieses Jahres verhaftet worden war. Der ehemalige libanesische Informationsminister soll Sprengstoff aus Syrien in den Libanon transportiert haben, um hohe politische und religiöse Vertreter zu ermorden.

Erst vor einer Woche war Samaha dem Richter vorgeführt worden. Der libanesische Politiker sollte zu Gesprächen mit Bouthaina Schaban, dem Politik- und PR-Berater des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad, Stellung nehmen. Aufzeichnungen von Telefongesprächen mit Schaban waren auf dem Computer von Samaha entdeckt worden. Die Ermittlungen gegen Michel Samaha führte Geheimdienstchef al-Hassan.

Syrien wies jeden Vorwurf entschieden zurück

Die rechte Hand al-Hassans, Wissam Eid, war am 25. Januar 2008 ermordet worden. Einer von insgesamt 23 Anschlägen, die auf die Ermordung von Rafik Hariri folgten. Der Konvoi des ehemaligen Premierministers und Vaters von Saad Hariri wurde 2005 von einer 2000-Kilogramm-Autobombe in Beirut in die Luft gesprengt. Eid und sein Chef al-Hassan legten Monate nach dem Tod Hariris ein Telefonnetzwerk offen, das am Tag seiner Ermordung rund um den Tatort aktiv war.

Die beiden Sicherheitsoffiziere wollen Beziehungen zu Mitgliedern der Hisbollah nachgewiesen haben. Beziehungen, die dem vom UN-Sicherheitsrat eingesetzten "Speziellen Tribunals für den Libanon" Grund genug waren, Haftbefehle gegen die betreffenden Hisbollah-Mitglieder einzuleiten.

Noch ist unklar, wer für das Attentat vom Freitag verantwortlich ist. Das syrische Regime wies jeden Vorwurf entschieden zurück. Bereits wenige Minuten nach dem Anschlag im Nachbarland strahlte das syrische Staatsfernsehen eine Stellungnahme von Informationsminister Omran al-Soabi aus, der die Autobombe als "feigen Akt des Terrorismus" verurteilte.

Anhänger der 14. März-Koalition blockierten aus Protest gegen den gewaltsamen Tod al-Hassans Straßen im Libanon und verbrannten Autoreifen. Das Attentat vom Freitag verstärkt die bestehenden politischen Spannungen im Zedernstaat.