pflaster
© Bryan Laulicht
Boston - US-Forscher haben ein Pflaster entwickelt, das gut auf der Haut klebt, sich aber dennoch leicht entfernen lässt. Das in den Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS 2012, doi:10.1073/pnas.1216071109) vorge­stellte Klebekonzept richtet sich vor allem an die Neonatologie, wo pflasterin­duzierte Hautschäden keine Seltenheit sind.

Bei Neugeborenen ist die Epidermis noch nicht vollständig entwickelt. Bei der Entfernung eines herkömmlichen Pflasters reißt deshalb die obere Hautschicht leicht ab. Eine Umfrage an US-Kliniken hatte 2006 ergeben, dass ein hautfreundliches Pflaster ganz oben auf der Wunschliste von Neonatologen und Pädiatern steht. Eine Stiftung erteilte daraufhin dem Massachusetts Institute of Technology in Boston einen Auftrag. Die dortigen Ingenieure haben lange an einem neuen Pflaster getüftelt, das sie jetzt der Öffentlichkeit vorstellen.

Herkömmliche Pflaster bestehen auf zwei Schichten. Meistens ist ein Klebstoff direkt auf einer reißfesten Trägermasse aufgebracht. Das von Bryan Laulicht und Mitarbeitern erdachte Pflaster besteht aus drei Schichten. Zwischen Träger und Klebstoff befindet sich eine dünne Silikon-Schicht, Release-Liner genannt. Beim Entfernen des Pflasters löst sich das Pflaster zwischen Liner und Klebemasse. Die Klebemasse bleibt auf der Haut. Sie kann später durch sanftes Reiben leicht von der Haut entfernt werden, versichert Laulicht.

Die Schwierigkeit bestand darin, den Liner so mit dem Pflasterträger zu verbinden, dass ein Abgleiten vermieden wird. Dies hätte das Pflaster unbrauchbar gemacht. Dieses Problem lösten die Forscher, indem sie mit einem Laser feine Gitterlinien in den Silikonliner frästen. Das erhöhte die Haftung mit der rauen Oberfläche des Pflasterträgers. Das dreischichtige Pflaster hält jetzt den Scherkräften statt, die für die Haltefunktion eines Pflasters benötigt werden. Wenn es jedoch senkrecht nach oben abgezogen wird, lässt es sich problemlos entfernen.

Um die Klebmasse anschließend leichter von der Haut entfernen zu können, wurde diese Schicht im Pflaster verdickt. Dahinter steht die Beobachtung, dass sich größere Klebstoffmassen auf der Epidermis leichter zu Bällchen rollen lassen, die dann ohne Beschädigung der Epidermis entfernt werden können.

Der Leiter der Arbeitsgruppe Jeffrey Karp hält es für möglich, das neue Klebeband schon bald in der Klinik einzuführen. Es enthalte nur Stoffe, deren Hautverträglichkeit bekannt und in Studien geprüft sei.

rme/aerzteblatt.de