Handschellen
In Island kam es kurz vor dem Jahreswechsel zu weiteren Verurteilungen unter ehemaligen Bankvorständen, die für den Zusammenbruch der heimischen Wirtschaft im Jahr 2008 mit verantwortlich zeichneten. Haftstrafen wurden durch das zuständige Gericht im Fall von zwei Ex-Top-Vorständen der Glitnir Bank ausgesprochen. Beobachter sind mehrheitlich der Ansicht, dass die Urteile trotz allem zu geringfügig ausgefallen sind.

Islands Sonderermittler forderte jeweils 5 Jahre Haft für die Angeklagten

Ein Gericht in Island Hauptstadt Reykjavik verurteilte Larus Welding, den ehemaligen CEO der Glitnir Bank, sowie Gudmundur Hjaltason, ehemals verantwortlich für die Sparte Unternehmensfinanzierungen bei der Glitnir Bank, zu einer Haftstrafe von jeweils neun Monaten. Beobachter und Kläger zeigten sich ob des Urteils wenig erfreut, denn sechs der neun Monate Haftstrafe wurden für die nächsten zwei Jahre ausgesetzt.

Im Gerichtsprozess konnte Welding und Hjaltason nachgewiesen werden, dass sie auf dem Höhepunkt der Finanzkrise einen Kredit an eine Firma genehmigten, die Aktien an der Glitnir Bank hielt. Mit Hilfe dieses Darlehens wurde wiederum ein ausstehender Kredit bei der US-Großbank Morgan Stanley abbezahlt. Glitnir sind auf diese Weise insgesamt 53,7 Millionen Euro an Verlusten entstanden.

Beide Verurteilte zeigten sich uneinsichtig, da sie die Verantwortung für die ihnen zur Last gelegten Tatumstände abstritten. Vergleicht man die durch den Richter ausgesprochenen Haftstrafen für Welding und Hjaltason mit zuvor gefällten Urteilen wie im Fall von Jon Jonsson, dem früheren Präsidenten der Byr Savings Bank, bleibt ein fahler Nachgeschmack. Viele Beobachter hielten das Urteil in Bezug auf die beiden Ex-Vorstände von Glitnir nämlich zu milde.

Immerhin wanderte Jonsson für viereinhalb Jahre ohne Bewährung wegen Betrugs in den Knast. Auch Ragnar Gudjonsson, Ex-Vorstandsvorsitzender der Byr Savings Bank, musste Jonsson im Gefängnis Gesellschaft leisten. Für Gudjonsson galt dasselbe Strafmaß, wie die Richter am Obersten Gerichtshof Islands damals in ihrem Urteil befanden. Beide Verurteilte wurden damals des Betrugs im so genannten Exeter-Fall für schuldig befunden.

Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise im Jahr 2008 missbrauchten Jonsson und Gudjonsson ihre exponierte Stellung bei der Byr Savings Bank, um kurz vor dem Kollaps der isländischen Großbanken wie Glitnir einen 800 Millionen Kronen schweren Kredit an die Firma Exeter Holding zu veranlassen. Doch dieser Kredit wurde nicht für Investitionen oder sonstige Geschäftsaktivitäten bei Exeter genutzt, sondern um die durch Jonsson und Gudjonsson gehaltenen Aktien an Byr zu erwerben.

Zwar waren die nun nachgewiesenen Betrügereien durch Welding und Hjaltason von einem etwas geringeren Kaliber, doch trotz allem wurde allgemein mit einem höheren Strafmaß gerechnet. Der mit der Jagd auf kriminelle Banker beauftragte Sonderermittler Islands forderte die Richter vor deren Urteilsspruch zu einer Haftstrafe von 5 Jahren für beide Angeklagte auf.