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© Rene TrautDer 28-jährige Siegener Waffennarr hielt die Polizei und das SEK in Atmen.

Einer ganzen Firma steckt noch der Schrecken in den Knochen: Als am Mittwochmorgen zwei Kriminalbeamte im Eingangsbereich der Recycling-Firma Utsch standen, brach das Chaos aus. Ein 28-jähriger Mitarbeiter sollte verhaftet werden wegen Verdachts auf Verstoß gegen das Waffengesetz. Als der Siegener die Polizisten im Eingang sieht, zieht er sofort eine Waffe.


Siegen - „Er ist auf einmal aufgesprungen, hat mit der Waffe auf die Beamten gezeigt und die gingen sofort in Deckung“, sagt Christoph Neuser. Der Geschäftsführer steht zu dem Zeitpunkt ebenfalls im Eingangsbereich - neben ihm eine junge Frau mit einem kleinen Kind.

Der Geschäftsführer ruft ihr zu, dass sie das Gebäude sofort verlassen soll und begibt sich selbst nach draußen. Hinter einer Hausecke sucht er mit der Frau und weiteren Kollegen Schutz - von dort aus hält er auch nach Kunden Ausschau, die vielleicht nichtsahnend vorhaben, das Gebäude zu betreten.

Dann geht alles ganz schnell: Christoph Neuser sieht, wie die beiden Polizisten das Haus langsam rückwärts verlassen. Alexander zwingt einen Beamten, seinem Kollegen Handschellen anzulegen, dann gibt er einen Schuss ab, springt in seinen silbernen BMW und fährt davon. „Mein Blutdruck ist immer noch sehr hoch“, sagt Christoph Neuser einen Tag nach dem Vorfall. Aber die Polizisten hätten seiner Ansicht sehr gut reagiert. „Sie haben sofort versucht, beruhigend auf ihn einzureden.“

Der Verdächtige ist erst seit dem 2. April bei Recycling Utsch im Verkauf beschäftigt. „Er war bei den Kollegen sehr beliebt und hilfsbereit“, sagt Neuser. Auch im Umgang mit den Kunden sei er immer ruhig geblieben. Niemand habe so etwas erwartet - aber man habe ihn auch erst seit kurzem gekannt.

Mögliche Verbindungen zu Autoschieber-Bande

„Ein junger, völlig unauffälliger Mann“, sagt auch Marc Albert Utsch, ebenfalls Geschäftsführer bei Recycling Utsch. Er selbst war zum Tatzeitpunkt in der Utsch-Zentrale einige hundert Meter entfernt und hat den Telefondienst bei Utsch Recycling übernommen, als alle sechs Mitarbeiter ihre Aussagen bei der Polizei machen mussten. „Wir haben es den Mitarbeitern heute freigestellt zu kommen“, sagte Utsch am Donnerstag. Aber alle seien erschienen, auch wenn das Ganze sie mitgenommen habe. Der 28-Jährige hatte früher als Aushilfe in der Firma gearbeitet und sei nun Anfang April auf seine Bewerbung hin fest übernommen worden. Über Verbindungen zu einer Autoschieberbande habe keiner etwas gewusst.

„Das hätte er von seinem Arbeitsbereich auch nicht steuern können.“ Er sei nie dort tätig gewesen, wo bei der Firma mit Autos gehandelt werde. Bei der Frage nach der Distanzierung von dem Vorfall und dem Täter sagt Marc Albert Utsch: „Das muss ich tun.“

Das sei alles bedauerlich, weil er „den Kerl mochte“. Aber allein schon eine Waffe mit auf die Firma zu bringen - das gehe einfach nicht. Die Firma und ihre Mitarbeiter hoffen nun, dass möglichst bald wieder Ruhe einkehrt, und vor allem, dass der Eindruck, den der 28-Jährige nun in der Öffentlichkeit hinterlassen hat, nicht fälschlicherweise auf seine Kollegen zurückfällt.