Der im letzten September entdeckte Komet mit Herkunft aus der Oort'schen Wolke, kommt dem Zentrum des Sonnensystems immer näher. Das eigentlich pensionierte Weltraumteleskop Spitzer schürt, mit nun veröffentlichten Beobachtungsdaten aus dem vergangenen Monat, die Vorfreude auf ein spektakuläres astronomisches Ereignis für Wissenschaft und Amateurbeobachter gleichermaßen.
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Komet C/2012 S1, nach dem International Scientific Optical Network auch ISON genannt, wurde erst am 21. September 2012 von einem Team russischer und belarussischer Amateurastronomen mit einem bodengestützten Teleskop entdeckt. Zu diesem Zeitpunkt befand sich der Himmelskörper noch 6,29 Astronomische Einheiten (1 AE entspricht der Distanz Sonne-Erde) von der Sonne entfernt, und offenbarte sich erstmals durch die dann beginnende Ausbildung einer Koma und des charakteristischen Kometenschweifs.

Dies ist zurückzuführen auf den klassischen Aufbau von Kometen, die sowohl aus Staub, zum großen Teil aber eben auch aus Eis bestehen. Verschiedene ihrer gefrorenen Bestandteile, etwa Kohlenstoffdioxid, beginnen bereits bei sehr niedrigen Temperaturen in den gasförmigen Zustand zu sublimieren. Zusammen mit ihnen lösen sich erhebliche Mengen an Staub, die den Hauptteil des sichtbaren Schweifs bilden. Gegenwärtig, in gut 3 AE Sonnenentfernung, verliert der knapp 5 Kilometer durchmessende Komet ISON durch diesen Vorgang etwa 1000 Tonnen Kohlenstoffdioxid und 54.000 Tonnen staubartiges Material pro Tag. In größerer Sonnennähe wird der Anteil ausgasenden Materials, dann vor allem auch Wassereis, beträchtlich steigen und die Leuchtkraft des Kometen erhöhen. Während er im Moment seiner Entdeckung mit einer scheinbaren Helligkeit von +18,8 mag äußerst lichtschwach erschien, wird ISON in entsprechender Nähe zum Zentrum des Sonnensystems mit dem bloßen Auge am Himmel sichtbar sein.


Kommentar: Die "dreckige Schneeballtheorie", wird von einigen Wissenschaftlern in Frage gestellt und es wird angenommen, dass es sich bei der Bildung des Schweifs um elektrische Phänomene handeln könnte.

Über elektrische Phänomene können Sie sich zum Beispiel auf dieser Seite informieren:

elektrisches-universum.de


Nach einer ersten Untersuchung Ende letzten Jahres deutete sich schon an, dass ISON ein potentiell gleichermaßen wissenschaftlich aufschlussreiches, wie auch für Laien spektakuläres astronomisches Phänomen darstellt. Aus der Oort'schen Wolke stammend, befindet er sich seit etwa 10.000 Jahren auf seiner ersten und gleichzeitig letzten Reise in unsere Gefilde des Sonnensystems. Seine günstige Flugbahn lässt dabei auf neue Erkenntnisse über die Entstehung des Planetensystems aus einer protoplanetaren Scheibe vor etwa 4,5 Milliarden Jahren hoffen. Die Eis-Staub-Körper der Oort'schen Wolke, die sich in etwa 10.000 bis 100.000 AE Distanz sphärisch um das Zentrum des Sonnensystems bewegt, werden, ihrer "konservierten" Zusammensetzung und Struktur wegen, als höchst aufschlussreich für diese frühe Periode der Formung der Planeten betrachtet.
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© NASA/JPL-Caltech/JHUAPL/UCFNeuere Aufnahme durch Spitzer vom 13. Juni 2013 in zwei verschiedenen Infrarot-Bereichen. Links - 3,6 µm: Der Schweif ist deutlich sichtbar; Rechts - 4,5 µm: Der Schweif ist nicht sichtbar, dafür aber eine dünne, sphärische Gasaura um den Kometen.
Das US-amerikanische Infrarot-Weltraumteleskop Spitzer, seit 2009 im verlängerten Betrieb mit reduziertem Instrumentenarsenal, konnte Mitte Juni durch seine Aufnahmen diese Erwartungen an ISON nochmals bestätigen: Flugbahn und Eigenschaften des Kometen lassen eine gute wissenschaftliche Verwertbarkeit vermuten. Zuvor hatten etwa auch schon Daten der Teleskope Hubble und Swift, sowie der Kometensonde Deep Impact/EPOXI diese Hoffnung genährt.

Am 1. Oktober wird ISON zunächst den Mars in einer Entfernung von 0,072 AE relativ nah passieren, bevor er am 28. November das Perihel seiner Flugbahn erreicht. Nur 0,012 AE werden ihn dann noch vom Zentrum unseres Sterns trennen. Dies entspricht etwa 1,1 Millionen Kilometern Abstand zur Oberfläche der Sonne - weniger als der Durchmesser unseres Zentralgestirns! Die immense Strahlungsintensität und die intensiven Gezeitenkräfte könnten ISON nahe diesem Punkt zerbrechen lassen. Am zweiten Weihnachtsfeiertag schließlich wird der Komet, oder seine Bruchstücke, die größte Erdannäherung erreichen. Mit 0,429 AE, fast der halben Distanz Sonne-Erde, bleibt der Himmelskörper dabei jedoch auf erheblichem Abstand zu unserem Heimatplaneten und ermöglicht ungefährdete Beobachtung in den Monaten November und Dezember.

Quelle: NASA, JPL, Raumcon, University of Maryland