Die acht Meter breite und sieben Meter tiefe Doline am Mühler Feld zwischen Reutte, Breitenwang und Pflach sorgt für Aufregung. Die Gefahrenzonenpläne werden wohl noch umgeschrieben werden müssen.
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© Oberer
Reutte - Der Pächter war am Freitag noch mit dem Traktor über die Wiese gefahren - drei Tage später klaffte am Feld ein tiefes Loch. Steil abfallend, am Grund milchiges Wasser. „Das ist wohl eindeutig ein Gipsloch“, so der Reuttener Bürgermeister Luis Oberer.

„Wir haben uns schon so etwas erwartet“, meint auch der Chef der Tiroler Landesgeologie, Gunther Heißel, dessen Kollege Thomas Figl am Montag vor Ort war. „Rund acht Meter im Durchmesser und bis zur Wasseroberfläche 7,1 Meter tief“, beschreibt er den „Erdfall“, den ein Passant Montagfrüh am Königsweg zwischen Reutte, Breitenwang und Pflach - mitten im Mühler Feld - entdeckt hatte.

Natürlich wurde das Loch gleich großräumig abgesperrt und mit Achtung-Tafeln mit Totenkopf und „Lebensgefahr“ versuchte man die einzelnen Schaulustigen abzuhalten. Inzwischen wurde die Absperrung mit einem Bauzaun verstärkt.

Seit einigen Jahren beschäftigt der Gipskarst Gemeinden und Geologen (siehe Kasten). Der Gipskataster des Landes teilt die Vorkommen in gelbe und rote Gefahrenzonen ein. Der Erdfall vom Königsweg fällt in eine gelbe Zone. „Das ist gut 250 Meter von der roten Zone weg“, sagt Oberer, der sich durchaus eine Verschiebung der Grenzen durch diesen Vorfall vorstellen kann. „Man muss sicher überlegen, ob man die Pläne nicht verändert“, sagt auch Heißel. Und für Figl steht damit fest, „dass wir nicht umsonst vor der Gipsproblematik gewarnt haben“.

Von Montag auf Dienstag wurde das Loch lediglich an den Rändern größer, nachdem es vor allem im Laufe des Montags ständig an Dimension zugenommen hatte. In Absprache mit der Landesgeologie steht das Gelände nun einmal „eine Woche unter Beobachtung“, so Oberer. Danach sollte das Loch, wenn die Umgebung zur Ruhe gekommen ist, zugeschüttet werden. Diese Kosten habe an sich der Grundeigentümer zu bestreiten. Allerdings lässt der Bürgermeister durchblicken, dass die Gemeinde durchaus mithelfen könnte.

Dieses Gipsloch ist heuer übrigens nicht das erste in Tirol. Figl war schon vor wenigen Wochen in Mühlau bei Innsbruck im Einsatz, wo es ebenfalls ein solches Vorkommen gibt. Die Größe der dortigen Doline hatte allerdings nur ein bis zwei Meter Durchmesser an der Oberfläche. „Wobei es sich nach unten verbreiterte“, so Figl.

Der nunmehrige Vorfall auf den Mühler Feldern sei bisher einer der größten in Tirol, weiß Figl. „Wir haben die Sache immer ernst genommen“, betont Oberer. Natürlich gab es immer auch kritische Stimmen im Zusammenhang mit den Gefahrenzonen - „der Vorfall zeigt aber, dass die Problematik da ist“.