Forscherteam mit österreichischer Beteiligung immunisierte Mäuse gegen Bienen- und Schlangengift und stützt damit eine These aus den 1990er Jahren

Wien - Allergie-ähnliche Immunreaktionen könnten eine Schutzfunktion des Körpers vor Gift sein. Das fand ein US-Forscherteam mit österreichischer Beteiligung heraus. Mäuse, denen die Forscher geringe Mengen an Bienen- oder Schlangengift spritzten, bildeten sogenannte Immunglobulin E-Antikörper (IgE-Antikörper) dagegen, die die Tiere später vor tödlichen Giftdosen retteten, berichten sie im Fachmagazin "Immunity".

Die Forscher unter der Leitung von Stephen Galli von der Stanford University of California verabreichten Mäusen etwa so viel Bienengift, wie diese bei ein bis fünf Bienenstichen abbekommen würden. Sie konnten zeigen, dass das Immunsystem der Tiere mit einer allergieähnlichen Reaktion antwortete und speziell gegen das Bienengift gerichtete IgE-Antikörper erzeugte. "Wie bei einer Impfung schien der Körper dadurch eine Art Immunschutz gegen Bienengift aufzubauen", erklärt Philipp Starkl, der im Rahmen eines Auslandsstipendiums der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) an der Studie beteiligt war.

Mäuse, bei denen die Funktionsweise einer auf IgE-Antikörpern basierenden Immunreaktion auf unterschiedliche Weise unterbunden wurde, konnten hingegen keinen Schutz gegen Bienengift aufbauen. Dies bestätige die schützende Immunreaktion, so die Forscher. Sie wiederholten die Versuche mit dem Gift der Kettenviper, einer Schlange, die in Indien, China und Südostasien vorkommt. Mit der Gabe geringer Mengen des Schlangengifts konnten Mäuse tatsächlich gegen später verabreichten, potenziell tödlichen Dosen immunisiert werden.

Bedeutsame Schutmechanismen?

IgE-Antikörper sind vor allem von Allergien bekannt, wo sie sich gegen harmlose Substanzen wie Hausstaubmilben-Exkremente, Pflanzenpollen und Katzenhaare richten. Bereits 1991 hatte die amerikanische Evolutionsbiologin Margie Profet vorgeschlagen, dass allergische Reaktionen Schutzmechanismen sein könnten, die Gifte unschädlich machen und dafür sorgen, dass beispielsweise Nahrungsmittel gemieden werden, die solche Stoffe enthalten. Profets Hypothese ist stark umstritten - konnte aber bisher auch nicht widerlegt werden.

Die Forscher glauben, dass IgE-Antikörper in der Evolution des Menschen eine sehr wichtige Funktion erfüllten - die erst durch die immer besser geschützte Lebensweise der Menschen an Bedeutung verlor. Allergische Reaktionen, so die Annahme, wären dann extreme oder unkontrollierte Formen des Schutzmechanismus. Tatsächlich könnte gerade auch die "Unterbeschäftigung" dieses Reaktionsweges in modernen Zeiten zu Über- oder Fehlfunktionen wie Allergien und mitunter tödlichen Immunantworten, etwa dem anaphylaktischen Schock, führen. (APA/red, derStandard.at, 25.11.2013)

Abstract

"Immunity": A Beneficial Role for Immunoglobulin E in Host Defense against Honeybee Venom