Die Meldung ging in den vergangenen Wochen durch die internationalen Medien: Deutsche "Hobby-Archäologen" sollen unerlaubt Proben aus der Cheopspyramide gekratzt und dabei die sogenannte Königskartusche beschädigt haben. Die entfernten Proben seien dann unerlaubt außer Landes gebracht und in deutschen Labors analysiert worden. Während die ägyptischen Behörden und nicht zuletzt auch der ehemalige Chef der ägyptischen Antikenbehörde Dr. Zahi Hawass den Vorfall zu einem internationalen Skandal heraufbeschworen haben, hielten sich die derart Beschuldigten Forscher mit öffentlichen Erklärungen bislang zurück. Jetzt wurde erstmals eine Erklärung beiden veröffentlicht.

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© A. Müller, grewi.deDie Cheopspyramide.
Dresden (Deutschland) - Im folgenden veröffentlichen wir - unkommentiert - ein Schreiben der beschuldigten Forscher, Dr. Dominique Görlitz und Stefan Erdmann an den alternativen Wissenschaftsautoren und Pyramidenforscher Robert Bauval, der dieses Schreiben u.a. in einer Online-Radiosendung auf "CapricornRadio" veröffentlichte. Nachfolgend zu unserer deutschen Übersetzung der Erklärung finden auch noch ein Video der Radiosendung, in der Bauval auch zu zahlreichen weiteren Hintergründen des angeblichen Skandals Stellung nimmt.
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Sehr geehrter Herr Bauval,
wie bereits mit Ihnen erläutert übersenden wir Ihnen hiermit eine Erklärung über unsere Forschungsprojekt innerhalb der Cheopspyramide.

Zunächst wollen wir Ihnen dafür danken, dass Sie uns dabei behilflich sind, die aktuelle Situation auf eine friedliche Art und Weise zu lösen.

Lassen Sie mich gleich zu Beginn nochmals betonen, dass wir unsere Aktivität nicht in der Absicht geplant haben, das ägyptische Erbe zu beschädigen. Aus diesem Grund wollen wir auch dafür um Verzeihung bitten, dass so viele Ägypter verärgert über uns sind. Somit ist es uns mit der folgenden Erklärung auch ein Anliegen, unsere Absichten, die Umsetzung und Ziele sorgfältig zu erklären, um damit hoffentlich die Kontroverse beruhigen zu können.

Ich selbst (Dominique Görlitz), bin ein Schüler von Thor Heyerdahl, Mitglied der Europäischen Gesellschaft für Experimental-Archäologie sowie des Explorers Club New York und zu dem Wissenschaftler mit internationalen wissenschaftlichen Verbindungen. Ich würde niemals das kulturelle Erbe der ägyptischen Nation beschädigen. Bitte akzeptieren Sie deshalb auch meine Entschuldigung und meine Bitte um Verständnis.

Wie ich bereits gegenüber Dr. Osman und dem ehrenwerten Minister der ägyptischen Altertumsverwaltung Ibrahim erläutert habe, sind die anhand der Proben gewonnen Daten sehr interessant und werden neue Beweise für die Erforschung der 4. Dynastie erbringen.

Wir wollen nochmals unterstreichen, dass wir es bislang unterlassen haben, diese wissenschaftlichen Ergebnisse zu veröffentlichen, da es für uns von besonderer Wichtigkeit ist, eine vertrauliche Beziehung mit Ihnen aufzubauen. Diese Daten müssen von Wissenschaftlern diskutiert, sorgfältig erläutert und eingeordnet, statt von den Medien und anderen Feindseligkeiten zerrissen zu werden.

Aus diesem Grund ist uns die Kommunikation mit Ihnen (Bauval) als auch mit Dr. Osman besonders wichtig und wir sind Ihnen sehr dankbar dafür, dass Sie uns dabei helfen wollen, unseren wissenschaftlichen Anspruch zu sichern und die Möglichkeit eines diplomatischen Dialogs voranzutreiben.

Vor diesem Hintergrund sollten Sie auch wissen, dass wir täglich von einer großen Anzahl internationaler Medienanfragen kontaktiert werden, die in dieser Sache berichten wollen. Dennoch stehen wir fest zu unserem Versprechen, das wir auch schon Dr. Osman und dem Minister geben haben: Wir werden keine Informationen vorab an die falschen Personen weitergeben. Somit hoffen wir im Sinne der Wissenschaft und für die ägyptische Kultur auf weiteren Austausch.

Wie bereits zuvor erläutert, möchte ich folgende Punkte klarstellen

1. Wir hatten die Erlaubnis, die Pyramide zu betreten.

2. Wir hatten vorab nicht geplant, die obere Entlastungskammer zu betreten. Dies ergab sich eher zufällig, da sich unsere Untersuchungsmethoden vor Ort geändert hatten (Anm.d.GreWi-Red.: eine genauere Erläuterung dieser Umstände finden sie im folgenden Video).

3. Wir haben die "Cheopskartusche" in der oberen Kammer niemals auch nur angerührt.

4. Wir haben nur eine winzige Probe von einem der (benachbarten) Arbeitergraffiti (den sog. 'Vyse paintings'), die sich einige Meter von der Kartusche entfernt befindet und einige winzige Probe von der Decke der Königskammer entfernt. In beiden Fällen handelte es sich nur im einige wenige Milligramm (an Material). Wir haben niemals etwas gestohlen - wir wollten sogar einen Gegenwert in Form wissenschaftlicher Daten und Erkenntnisse an die ägyptischen Gesellschaft zurückgeben.

5. Wir wollen auch bekunden und unterstreichen, dass unsere ägyptischen Begleiter zu keiner Zeit über die Probenentnahme informiert waren und völlig unschuldig sind. Dies bedeutet auch, dass keine Bestechungsgelder an unsere Begleiter geflossen sind.

6. Natürlich wollen und werden wir, für den Fall einer Kooperation, alle unsere Veröffentlichungen und weiteren Erklärungen mit den ägyptischen Behörden abstimmen.

7. Wir bieten zudem an, nachträglich eine Gebühr für das Betreten der oberen Entlastungskammer zu entrichten.

8. Und wir bieten den vollständigen Zugang zu allen unseren Daten an, wenn diese im Sinne der Wissenschaft und des Erbes der ägyptischen Zivilisation verwendet werden.

In unsren Briefen an den Minister der Altertumsverwaltung und an Dr. Osman haben wir bereits unsere Motivation und Absichten erklärt. Aus diesem Grund möchte ich diese hier nicht nochmals wiederholen. Dennoch möchte ich mich ein weiteres Mal entschuldigen und eine zukünftig bessere Zusammenarbeit anbieten.

Herr Stefan Erdmann und ich sind davon überzeugt, dass vielleicht eine einvernehmliche und freundschaftliche Lösung ohne Schäden für beide Seiten gefunden werden kann.

Bitte verstehen sie unsere Aktivität nicht als Angriff gegen die ägyptische Kultur zu betrachten. Dies war niemals unsere Absicht. Wir taten es aus rein wissenschaftlicher Absicht und auf der Suche nach der Wahrheit. Die ägyptischen Experten und nicht die Medien sollen als erste Zugriff auf unsere Ergebnisse bekommen.

Ich hoffe, dass diese Informationen auch in Ägypten die richtigen Menschen erreicht.

Dr. Dominique Görlitz & Stefan Erdmann

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Im folgenden Video geht denn auch Robert Bauval auf die Situation ein. Zwar verwehrt sich der Forscher und bekannte Sachbuchautor gegen jegliche Form der unberechtigten Entwendung von jeglichem Eigentum und gegen Vandalismus an historischen Stätten und Bauten, dennoch bezeichnet er die Bezeichnung der Situation als "Skandal" als medial geprägten "Sturm im Wasserglas" und gänzlich übertrieben.


Quellen: robertbauval.co.uk, youtube.com/watch?v=jsMpYrTQH_E