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Der Online-Händler strebt damit kürzere Lieferzeiten an. Um zu prognostizieren, was sich der Kunde im Detail wünscht, will Amazon beispielsweise bisherige Bestellungen, den Warenkorbinhalt und Wunschzettel auswerten.

Amazon arbeitet stetig daran, seine Waren schneller zum Kunden zu bringen. Zuletzt testete es im Dezember die Zustellung mittels Drohnen. Sie sollen Bestellungen innerhalb von 30 Minuten ausliefern. Ebenfalls im Dezember hat Amazon auch ein US-Patent mit der Nummer 8.615.473 zugesprochen bekommen, das eine “Methode und [ein] System zum antizipatorischen Paketversand” beschreibt. Kurz gefasst will der Online-Händler Waren verschicken, noch bevor der Kunde sie überhaupt bestellt hat. Das Ziel sind kürzere Lieferzeiten.

Denn wie Amazon laut Wall Street Journal in dem im August 2012 eingereichten Patent ausführt, könnten Verzögerungen zwischen der Bestellung und dem Erhalt derselbigen “Kunden davon abbringen, Waren bei Online-Händlern zu kaufen.” Daher will Amazon Produkte, die Kunden in einer bestimmten Region seiner Meinung nach haben wollen, aber noch nicht bestellt haben, vorab verpacken und in ihre Richtung versenden. Die Pakete könnten dann in nahegelegenen Versandzentren oder sogar auf Lieferwagen darauf warten, dass tatsächlich eine Bestellung eingeht.

Laut Patentbeschreibung könnte Amazon die Adressaufkleber bereits vorab beispielsweise mit der Straße oder Postleitzahl beschriften und während des Transports um die restlichen Daten ergänzen. Bei großen Wohnkomplexen sei eine “spekulative Lieferung ohne Empfängerinformationen an eine physische Adresse möglich, an der es mehrere Mieter gibt”.

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Um herauszufinden, was sich für einen vorzeitigen Versand eignet, will der Online-Händler das Kaufverhalten seiner Kunden eingehend analysieren. Die Auswertung soll etwa vorherige Bestellungen, Produktsuchen, Wunschzettel, Warenkorbinhalte, Rücksendungen und sogar die Zeit berücksichtigen, wie lange der Mauszeiger auf einem Produkt ruht.

In den Fällen, in denen sich die per Algorithmus ermittelte Bestellprognose als falsch erweist, denkt Amazon sogar darüber nach, die Ware dennoch auszuliefern - als Geschenk für einen Kunden, der sie zwar nicht bestellt hat, aber aufgrund der Auswertung seiner Daten vermutlich daran interessiert ist. Das könnte etwa dann sinnvoll sein, wenn die Kosten für eine Rücksendung oder Umleitung des Produkts, die für die Zustellung übersteigen. “Das Paket als Werbegeschenk an den betreffenden Kunden auszuliefern, könnte dazu dienen, dessen Gunst zu gewinnen”, heißt es dazu in dem Patent.

“Amazon scheint sich seinen umfangreichen Datenbestand zu Nutze machen zu zu wollen”, sagte Forrrester-Research-Analyst Sucharita Mulpuru dem Wall Street Journal. “Basierend auf all den Dingen, die es über seine Kunden weiß, könnte es die Nachfrage auf Grundlage verschiedener Faktoren vorhersagen.”

Laut Amazon eignet sich der antizipatorische Versand vor allem für Produkte wie Bücher, die Kunden möglichst schon am Erscheinungstag haben wollen. Noch ist allerdings nicht sicher, dass der Online-Händler die Pläne auch tatsächlich umsetzen wird. Eine Firmensprecherin wollte sich gegenüber dem Wall Street Journal nicht dazu äußern.

Mit Material von Björn Greif, ZDNet.de