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Die Inflation beträgt um die 30 Prozent, der Wert des Peso befindet sich im Sinkflug und die Währungsreserven schmelzen - die argentinische Wirtschaft steht am Abgrund. Mal wieder. Und die Argentinier? Sie flüchten mal wieder - zum US-Dollar.

Die Währungskrise kam wie ein Erdbeben. An einem Mittwoch vor knapp zwei Wochen, mitten im Ferienmonat Januar, registrierte die Zentralbank deutliche Erschütterungen im Devisenhandel. Einen Tag später dann die Explosion: Innerhalb von 38 Minuten verlor die argentinische Währung zwölf Prozent, so einen Kurssturz gab es zuletzt kurz vor der Wirtschaftskrise 2001.

Auf dem Schwarzmarkt ging der Dollarpreis durch die Decke, zeitweilig lag er 75 Prozent über dem offiziellen Kurs. Der illegale Dollar-Schwarzmarkt existiert seit zwei Jahren, seit die Regierung den Kauf von Dollar praktisch verboten hat.

Noch am selben Abend verkündete Kabinettschef Jorge Capitanich hektisch entworfene Sofortmaßnahmen. "Wir haben entschieden, den Kauf von Dollars zu erlauben - und zwar im Verhältnis zum steuerpflichtigen Einkommen." Gleichzeitig werde die Steuer von 35 auf 20 Prozent gesenkt. Die argentinische Regierung sehe den Dollarpreis auf einem akzeptablen Niveau für die Ziele der Wirtschaftspolitik.

Der US-Dollar - die traditionelle Fluchtwährung

Die Wirtschaft und auch die argentinischen Sparer teilen diese Einschätzung offensichtlich nicht. Wer kann, hat Dollar gekauft, die traditionelle Fluchtwährung in Argentinien. Seit der begrenzten Freigabe wurden Dollar im Wert von 1,5 Milliarden Euro gekauft. Damit sind die Dollarreserven des argentinischen Staates um acht Prozent abgesunken, auf gerade einmal 20 Milliarden Euro.

Seit der Krise im Jahr 2001 ist das Misstrauen dem Peso gegenüber ein psychologisches Problem, aber derzeit auch ein rechnerisches, sagt Wirtschaftsexperte Daniel Artana. "Die Regierung hat die Entwertung des Peso vorangetrieben. Aber klar, wenn man pro Monat eine Entwertung von vier bis fünf Prozent hat, die Zinsen nur bei zwei Prozent liegen und die Inflation etwas höher, dann kaufen die Leute Dollar, um aus dem Peso zu fliehen." Es sei ein schlechtes Geschäft, Pesos zu haben.

Kontrollen als Zeitgewinn?

Aber Dollar sind knapp. An den Finanzmärkten gilt Argentinien nicht mehr als kreditwürdig. Die großen Soja-Produzenten halten ihre Ware derzeit zurück, so dass auch hier keine Dollar ins Land kommen. Wenn das rasante Tempo der Kapitalflucht aus dem Peso anhält, dann wird die Regierung den gerade erst gelockerten Dollarverkauf wieder einschränken müssen. Hier sieht der regierungskritische Ökonom ein grundlegendes Problem: "Die Regierung hat Gefallen gefunden an den Kontrollen", sagt Artana. Mit den Kontrollen gewinne man Zeit, aber man löse Dinge nicht grundlegend.

Überall versucht der Staat kontrollierend einzugreifen: Preise im Supermarkt werden eingefroren, die Preisexplosion bei Haushaltgeräten soll gedeckelt werden, genauso wie der Preis für Fleisch. Die Regierung will sich um alles kümmern, selbst die Übertragungsrechte an der argentinischen Fußball-Liga hat der Staat gekauft - und dabei ein dickes Minus eingefahren.

Heute ist das grundlegende Problem die hohe Inflation. Die schöngerechneten Zahlen der Regierung sprechen von zehn Prozent, der realistische Wert dürfte bei 30 Prozent liegen. Ist Argentinien an der Schwelle zu einer erneuten Wirtschaftskrise? Nein, sagt Ökonom Artana. "Man kann immer noch viel korrigieren. Aber das erfordert einen abgestimmten Plan in der Steuerpolitik, der Währungs- und Geldpolitik." Aber eines scheint klar: Viel Zeit bleibt Argentinien für diese Korrekturen nicht mehr.