Der Tod einer Flüchtlingsfamilie hat in Hamburg Entsetzen und Erschütterung ausgelöst. Nun scheint der Fall geklärt: Ein 13-Jähriger, erst seit kurzem Mitglied der Jugendfeuerwehr, wurde als mutmaßlicher Brandstifter ermittelt

Ein Kind hat den Brand in einer Hamburger Flüchtlingsunterkunft verursacht, der für drei Menschen mit dem Tod endete. Der 13-Jährige sei Mitglied der Jugendfeuerwehr und habe die Tat gestanden, teilte die Polizei mit. Der strafunmündige Junge wird zunächst in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) betreut. Ein Richter werde entscheiden, wie es mit dem Teenager weitergeht, sagte ein Polizeisprecher gestern.

Bei dem Brand in einem Mehrfamilienhaus kamen am Mittwochabend eine 33-jährige Pakistanerin und ihre beiden sechs und sieben Jahre alten Söhne ums Leben. 27 Bewohner wurden verletzt. "Unser tiefes Mitgefühl gilt den Angehörigen der verstorbenen Familie", ließen die "erschütterten Angehörigen" des 13-Jährigen über Klinik-Direktor Michael Schulte-Markwort mitteilen. "Unsere Aufgabe ist es, den Jungen so zu behandeln, dass er trotz dieser schweren Schuld weiterleben kann", erklärte er. Die Tat sei weder politisch noch persönlich motiviert gewesen, auch sei der 13-Jährige kein notorischer Brandstifter. "Am Mittwoch hatte er für alle unvorhersehbar und plötzlich den Impuls, Papier in einem ihm unbekannten Haus anzuzünden. Die Folgen seines Handelns waren ihm nicht klar. Keinesfalls wollte er das Haus anzünden", erläuterte Schulte-Markwort den "ungerichteten aggressiven Impuls".

Mit der Identifizierung des Kindes ging nun die Fahndung nach dem mutmaßlichen Brandstifter rasch zu Ende. Nach Angaben von Polizeisprecherin Ulrike Sweden brachte eine Anwohnerin die Ermittler auf die Spur des Jungen. Die Zeugin habe beobachtet, wie er kurz nach Ausbruch des Feuers in einer Jacke der Jugendfeuerwehr vom Brandort weglief und in einen Bus stieg. Die Polizei habe ihn dank der Videoüberwachung im Bus identifizieren können, sagte Sweden. Die Bild-Zeitung berichtete, der Junge habe an dem Bus "aufgeregt und wirr" gesagt: "Ich bin von der Feuerwehr und muss ganz dringend zu einem Einsatz. Es geht um Menschenleben." Sweden betonte, der Junge habe sich wahrscheinlich nichts dabei gedacht, und nun seien drei Menschen tot. "Es ist ausgeschlossen, dass es sich hierbei um einen fremdenfeindlichen Hintergrund handelt."

Der Polizeisprecher sagte, der Junge habe Werbeprospekte angezündet. Die Ermittler gehen davon aus, dass durch das Zündeln an einem Kinderwagen im Hausflur der Brand außer Kontrolle geriet. Das Feuer sprang dann wohl auf einen Stromverteilerkasten über. Am Tatort wurden demnach keine Hinweise auf Brandbeschleuniger gefunden. Die Hamburger Feuerwehr vernahm fassungslos, dass ein Angehöriger ihrer Jugendfeuerwehr für den Brand verantwortlich sein soll. Man werde diesen Vorfall aufarbeiten, um Rückschlüsse für die Jugendarbeit zu erlangen. Drei Tage nach dem Brand gedachten in Hamburg 700 Menschen am Samstag bei einem Trauermarsch der Toten. Die Familie aus Pakistan lebte seit 2002 in Hamburg. Die Eltern und die Kinder hätten eine Duldung gehabt. Der Vater war während des Brandes nicht zu Hause, er war erst bei den Löscharbeiten zurückgekehrt.