Prof. Bruno K. Meyer
© rhaUm zu zeigen, wie Bewegungsenergie in Deformationsenergie verwandelt wird, ließ Prof. Bruno K. Meyer eine Kugel in eine Schüssel voll Sand fallen.
Die Rettung der Welt stand im Mittelpunkt des vierten Vortrags der Reihe »Physik im Blick«, die in diesem Jahr das Thema »Physik und Film: Realität und Fiktion« unter die Lupe nimmt. Bei der Vorlesungsreihe ging es diesmal um den Realitätsgehalt des Katastrophenfilms »Armaggedon«.

Wäre die Erde tatsächlich zu retten, wenn wie im Katastrophenfilm »Armageddon - Das jüngste Gericht« ein Asteroid mit einem Durchmesser von 1000 Kilometern auf die Erde zusteuern würde? Prof. Bruno K. Meyer vom I. Physikalischen Institut der Justus-Liebig-Universität hatte einige Zweifel: »Vielleicht hätte man besser »Das jüngste Gerücht« als Titel genommen.«

Heute sind in Erdnähe über 7400 Asteroiden und Kometen bekannt. Es handelt sich um Überbleibsel aus der planetaren Urzeit. Staubreste verdichteten sich durch die Anziehungskraft der Massen untereinander nach und nach zu größeren Objekten. Die größten unter ihnen sind die Planeten. Die kleineren Asteroiden und Kometen unterscheidet man nach ihrer Zusammensetzung. Asteroiden bestehen aus Stein oder Metall. Kometen werden aufgrund ihrer Mischung aus Eis, Gestein und Gas auch »schmutzige Schneebälle« genannt.

Etwa 1000 der 7400 erdnahen Objekte werden als potentiell gefährlich eingeschätzt. Meyer gab einen Überblick über die dokumentierte Wirkung von Zusammenstößen der Erde mit Asteroiden oder Kometen. Der bekannteste Zusammenstoß fand vor 65 Millionen Jahren über der Halbinsel Yucatan in Mexiko statt. Ein im Durchmesser vermutlich etwa zehn bis 15 Kilometer dicker Brocken aus dem Universum hinterließ dort, halb auf Land, halb im Meer, einen riesigen Krater. Die »Signatur aus dem Weltall«, Spuren von Iridium in 65 Millionen Jahre alten Gesteinschichten, entdeckte man erst in den 1970er Jahren. Heute nimmt man an, dass der Einschlag damals zum Aussterben zahlreicher Arten, darunter auch der Dinosaurier, führte.

Was aber würde passieren, wenn tatsächlich »Armageddon« eintreten sollte? Meyer stellte eine Energiebilanz auf. Beim Aufprall des Asteroiden auf die Erde wird Bewegungsenergie in Deformationsenergie umgesetzt. Masse und Geschwindigkeit des Körpers beeinflussen also das Ausmaß der Zerstörung. Im Film wird die Größe des Asteroiden wenig präzise mit der Größe des amerikanischen Bundesstaates Texas angegebenen. Meyer formte dessen Fläche rechnerisch zur Kugel und gelangte zu einem Durchmesser des Asteroiden von 1000 Kilometern. Bei einer Geschwindigkeit von 15 bis 30 Kilometern pro Sekunde hinterließe der Einschlag einen Krater von 5000 Kilometern Durchmesser. Zum Vergleich: Der Krater über Yucatan hat einen Durchmesser von knapp 200 Kilometern. Im Moment des Aufpralls würde außerdem ein globaler Feuersturm entfacht. Überall auf der Erde gäbe es Beben, wie sie keine Richterskala je gemessen hat. Der Himmel würde sich zur ewigen Nacht verdunkeln, und der Sauerstoff in der Luft wäre für Jahrhunderte zerstört. Das Filmszenario würde den Untergang der Welt bedeuten, wie wir sie kennen.

Im Film übernimmt an dieser Stelle Bruce Willis das Kommando. Mit einem Team von Ölbohrern, die kurzerhand zu Astronauten ausgebildet werden, soll er auf dem Asteroiden landen, ein Loch bohren und darin einen Sprengsatz zünden. Der Asteroid zerfällt daraufhin in zwei Teile, die links und rechts an der Erde vorbeifliegen. Meyer erklärte, warum die Rettung der Welt nicht wie im Film ablaufen könnte: Aufgrund der niedrigen Gravitationskraft des Asteroiden würde Bruce Willis dort nur vier bis neun Kilo wiegen. »Und dann will er noch Löcher bohren?« Nach dem Zeitpunkt, zu dem der Asteroid im Film gespalten wird, würden die beiden Hälften noch genau 480 Meter auseinanderdriften - nicht genug, um an der Erde vorbeizufliegen.

Doch Meyer beruhigte sein Publikum. Der Wahrscheinlichkeit nach begegnet die Erde einem Asteroiden mit einem Durchmesser von zehn Kilometern nur alle 100 Millionen Jahre. Zum Abschluss der »Physik im Blick«-Reihe wird Prof. Peter J. Klar am 15. Februar einen Vortrag über »Nanotechnologie: Grenzen der Miniaturisierung« halten