Bad Schandau. Ein riesiger Felsbrocken blockiert das Kirnitzschtal. Nach einem Felssturz liegt der rund 50 Tonnen schwere Koloss derzeit auf der Straße zwischen dem Ortsausgang von Bad Schandau und dem Straßenbahndepot der Kirnitzschtalbahn. Für die Beräumung werden rund 14 Tage von Nöten sein, schätzt Peter Guderle, Referatsleiter Betrieb und Verkehr im Landratsamt Pirna: "Das Problem ist weniger der Stein, sondern vielmehr der Hang." Dort liegen weitere lose Gesteins- und Geröllmassen, die zum Teil nur von beschädigten und umgeknickten Bäumen gehalten werden. Bis die Aufräumarbeiten abgeschlossen sind und die Gefahr beseitigt ist, bleibt die Kirnitzschtalstraße dicht.
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© Marko Förster
Es war in den gestrigen Morgenstunden rund 20 Minuten vor sechs Uhr, als das Ehepaar Christina Schabrian und Stefan Klimke aus dem Schlaf gerissen wurde. "Die Erde rüttelte, als ich aufwachte. Ich hörte das Rauschen der Felsen, Knacken der Bäume", berichtet die Hannoveranerin, die in der Sächsischen Schweiz Urlaub macht. Ihre Pension liegt rund 100 Meter von der Absturzstelle entfernt. "Die Erde hat leicht gebebt", ergänzt ihr Ehemann.

Der Steinkoloss rollte rund 200 Meter hinter dem Ortsausgang von Bad Schandau auf die Kirnitzschtalstraße. Feuerwehr, Mitarbeiter der Straßenverwaltung des Landkreises und die Polizei waren kurz darauf vor Ort. Verletzt wurde durch den Felssturz niemand. "Wir hatten Glück im Unglück", meint Landrat Michael Geisler (CDU), denn zum Zeitpunkt des Felssturzes setzte der Berufs- und Schülerverkehr ein.

Bei dem Steinschlag löste sich nicht nur der bis zu fünf Meter hohe und fünf Meter breite Brocken, sondern weiteres Geröll mit bis zu zwei und drei Metern Länge. Die Gesteinsmassen haben bei ihrem Abgang Bäume umgerissen und eine mächtige Buche regelrecht gekappt. Von ihr blieb nur noch ein zirka fünf Meter hoher Stumpf stehen. Zwei Geologen vom Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie haben nach dem Felssturz das Gelände untersucht. Zwei Ursachen hat Christoph Starke, Referatsleiter Ingenieurgeologie, ausgemacht. "Wasser und Baumwurzeln." Zum einen waren der Fels und die Sandsteine sowie das Erdreich darüber vom Niederschlag gesättigt. Anderseits drückten Wurzeln in das Gestein. So sei eine Kiefer mit ihrem Wurzelwerk in den Sandstein hineingewachsen und habe den Felsen gesprengt. Laut Starke lösten sich rund 100 Kubikmeter Gestein, das nun in der gesamten Böschung bis hinunter zur Kirnitzschtalstraße liegt.

Die losen Brocken und umgeknickten Bäume stellen für die Straßenverwaltung nun die größte Herausforderung dar. Sie müssen aus dem Hang geholt werden. "Wir müssen uns von oben nach unten arbeiten", informiert Guderle. Morgen rückt eine Felssicherungsfirma an. Wobei sie nur schrittweise und behutsam beräumen kann, was rund zwei Wochen Zeit in Anspruch nimmt. Die Beseitigung des Steinriesen auf der Straße stelle kein Problem dar, so Guderle. Bereits morgen rückt ein Bagger mit einem großen Meißel an. Innerhalb von zwei Tagen ist der Koloss in viele kleine Teile zerlegt und abtransportiert.

Bis zum Ende der Aufräumarbeiten bleibt die Kirnitzschtalstraße gesperrt. Eine Umleitung über Sebnitz und Ottendorf ist ausgeschildert. Fußgängern wird empfohlen, die parallel verlaufende Gemeindestraße zu nutzen, um die Arbeiten nicht zu behindern oder sich selbst in Gefahr zu bringen. Die Kirnitzschtalbahn fährt während der Sperrung nur vom Depot bis zum Lichtenhainer Wasserfall nach Fahrplan. Die Linie 241 von Pirna über Bad Schandau nach Hinterhermsdorf endet am Elbkai in der Kurstadt. Das Kirnitzschtal ist mit dem Pkw nur über Sebnitz erreichbar.