Landesgeologe Thomas Figl drängt die Marktgemeinde, langfristig einen Oberflächenwasserkanal zu bauen.
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© Paschinger
Reutte - Die Gipsdoline, die sich im Laufe des vergangenen Wochenendes beim Drive-in in der Innsbrucker Straße gebildet hatte, ruft in Reutte wieder das Maßnahmenpaket in Erinnerung, welches von der Landesgeologie für die Gipskarstgebiete erstellt wurde. „Und auch ein Oberflächenwasserkanal wird aus fachlicher Sicht Thema bleiben müssen“, ergänzt Landesgeologe Thomas Figl.

Denn gerade der jüngst­e Erdfall in der Innsbrucker Straße hängt für den Experten unmittelbar mit Oberflächenwasser zusammen: Vom Dach des Gebäudes wurde dieses in den Kanalschacht geleitet, dort unterspülte es die Betonkonstruktion und in weiterer Folge das umliegende Erdreich. Zurück blieb ein Durchbruch bis an die Oberfläche - die Doline wies einen Durchmesser von 2,5 Metern und eine Tiefe von 1,3 Metern auf. Mittlerweile ist das Loch abgedeckt und abgesichert.


Kommentar: Wasserbrüche sind die häufigsten und teilweise einfachsten Erklärungen für Erdfälle. Jedoch scheint es einen weltweiten Trend zu geben, wo diese Erklärung nicht immer stimmt und es andere Ursachen gibt.



Der Geologe erklärt: „Gips ist in diesem Bereich nicht nur als Fels vorhanden, sondern auch im Lockergestein enthalten.“ Regenwasser und Schmelzwasser seien aufgrund des Fehlens von Minieralien sehr effektiv, wenn es darum geht, den „stark wasserlöslichen Gips“ auszuschwemmen. „Da fehlen dann in kurzer Zeit große Kubaturen im Erdreich. Und dann bricht die Doline bis an die Oberfläche durch.“

Schon vor eineinhalb Jahren wurde deshalb für den Raum Reutte und Breitenwang, wo weite Teile in die so genannte rote Zone der Gipskartierung geraten sind, ein Maßnahmenkatalog formuliert. Besonderes Augenmerk wird eben auf Wasser von Dach- und Straßen- sowie Parkflächen gelegt, das nicht versickern dürfte. „In einer Besprechung mit der Gemeinde haben wir einen Oberflächenwasserkanal bis 2027 eingefordert“, so Figl.

BM Luis Oberer verweist auf die E-Werke Reutte, die den Kanal übernommen haben. „Nach Aussage anderer Geologen bringt so ein Kanal nur zwei bis neun Prozent mehr Sicherheit“, so Oberer. Aber der Bau würde „einen zweistelligen Millionenbetrag“ verschlingen.

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