• Mehrere Wagen einer Regionalbahn sind auf dem Weg von Washington nach New York entgleist.
  • Bei dem Unfall in der Nähe der US-Großstadt Philadelphia sind mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen, Dutzende wurden verletzt, einige von ihnen schwer.
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Fünf Tote, mindestens 65 Verletzte


Bei einem Zugunglück in der Nähe der US-Großstadt Philadelphia sind am Dienstagabend (Ortszeit) mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen. Das sagte der Bürgermeister der Stadt, Michael Nutter, auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz. Dutzende Verletzte wurden ins Krankenhaus gebracht worden sein, sechs von ihnen sollen sich nach US-Medienberichten in einem lebensbedrohlichen Zustand befinden.

Alle sieben Waggons des Zuges, auch das Triebfahrzeug, waren aus den Schienen gesprungen und teilweise umgestürzt. Ein Waggon war L-förmig verbogen. Auch die Schienen waren an der Unglücksstelle vollständig zerstört. Nutter sagte, dort herrsche ein "totales, katastrophales Durcheinander". Und weiter: "Ich habe in meinem Leben noch nie so etwas gesehen und die meisten Einsatzkräfte werden das Gleiche sagen."

Wie Passagiere das Unglück erlebten

Der frühere US-Abgeordnete Patrick Murphy, der im Zugrestaurant gesessen hatte, schrieb auf Twitter: "Ich bin ok. Helfe anderen. Betet für die Verletzten." Dem Sender WPVI sagte er: "Ich hörte einen Knall oder so etwas in der Art." Dann sei der Zug hin und her getaumelt und entgleist. Zum Zeitpunkt des Unglücks sei der Zug mit etwa 60 bis 70 Meilen in der Stunde (97 bis 113 Stundenkilometer) unterwegs gewesen. Einige Passagiere hätten ein Fenster eingetreten, um ins Freie zu kommen. Andere Verletzte konnten sich nicht bewegen.

Fahrgast Jeremy Wladis sagte CNN, er habe im letzten Waggon gesessen und gerade etwas gegessen. "Das nächste, was ich weiß, ist, dass der Zug plötzlich komische Dinge gemacht hat und es immer schlimmer wurde." Plötzlich seien Dinge durch die Luft geflogen. "Telefone, Laptops. Und auch Menschen."


Rettungskräfte suchen nach Überlebenden

Der Amtrak Northeast Regionalzug 188 war auf dem Weg von Washington nach New York gewesen. An Bord waren den Angaben zufolge 238 Passagiere und fünf Bahnmitarbeiter. Die meisten Fahrgäste konnten sich selbst befreien, indem sie aus den Zugfenstern kletterten. Andere mussten von Rettungskräften mit schwerem Gerät herausgeschnitten werden.


Ob noch jemand vermisst wurde, war zunächst unklar. Rettungskräfte in orangefarbenen Sicherheitswesten suchen im Dunkeln mit Taschenlampen nach weiteren Opfern. Mit Leitern versuchen sie, zu den Überlebenden in den umgestürzten Waggons vorzudringen. Am Unglücksort stehen zahlreiche Feuerwehrwagen und Krankenwagen bereit. 120 Feuerwehrleute und 200 Polizisten waren im Einsatz.

"Wir wissen nicht, was passiert ist"

Die Ursache des Unfalls ist nach Nutters Angaben noch unbekannt: "Wir wissen nicht, was passiert ist. Wir wissen nicht, warum das passiert ist. Wir werden nicht darüber spekulieren", wird er von CNN zitiert. Hinweise auf einen Zusammenprall mit einem zweiten Fahrzeug oder einen terroristischen Anschlag gebe es nicht, erklärte der Bürgermeister.

Experten spekulierten über einen Rad- oder Schienenschaden. Augenzeugen berichteten, vor dem Unglück habe der vordere Zugteil bei der Einfahrt in eine scharfe Kurve gewackelt. Neben den Rettungskräften sind nun auch Ermittler der Transportsicherheitsbehörde NTSB und das FBI vor Ort. Die Behörden riefen Schaulustige auf, dem Unfallort fernzubleiben.


Alle Züge zwischen Philadelphia und New York wurden bis auf weiteres gestrichen. Bürgermeister Nutter sagte, er rechne nicht damit, dass der Verkehr vor dem Ende der Woche wieder aufgenommen werden könne.

Nach Angaben des US-Senders CNN starben im Jahr 1943 bei einem Bahnunglück an der gleichen Stelle 79 Menschen.

Beileidsbekundung der Obamas

Präsident Barack Obama und seine Frau haben ihr Beileid bekundet. Er und Michelle seien schockiert und zutiefst traurig gewesen, als sie am Dienstagabend von dem Unfall erfahren hätten, hieß es in einer schriftlichen Erklärung des Präsidenten. "Unsere Gedanken und Gebete gelten den Familien und Freunden, die wir in der vergangenen Nacht verloren haben, und den vielen Passagieren, die heute ihren lang Weg zur Genesung beginnen." Das Unglück sei eine "Tragödie, die uns alle berührt".