Um die Regierungsreformen in Kiew voranzutreiben, hat der ukrainische Präsident Petro Poroschenko den ehemaligen britischen Premierminister Tony Blair aufgefordert, „seine Erfahrungen innerhalb der öffentlichen Verwaltung“ dem internationalen Rat in Kiew näher zu bringen. Damit tritt Blair wohl bald seine nächste sehr gut bezahlte Beratertätigkeit an. Für die Ukraine bleibt nur zu hoffen, dass er zumindest etwas erfolgreicher agiert, als in seiner vorherigen Tätigkeit als Sondergesandter des Nahost-Quartetts.
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Nach einem Treffen mit Poroschenko in Kiew, erklärte das ehemalige britische Staatsoberhaupt, die Ukraine stehe vor „großen Herausforderungen“ und sehe sich neben der „russischen Aggression“, auch mit „der Korruption“ im eigenen Land konfrontiert.


Blair, der von 1997 bis 2007 das Amt des britischen Ministerpräsidenten inne hatte, forderte ukrainische Politiker dazu auf, „eigene Interessen zu überwinden“ und sich mehr auf die Grundwerte „wie Freiheit, Demokratie und dem Wunsch, dem eigenen Volk zu dienen“ zu besinnen.


Derweil rühmte sich Poroschenko, Kiew würde „trotz Kriegszustandes, weiterhin an der Reform-Umsetzung arbeiten“ und erklärte, Blair habe ihn im Vorfeld gefragt, „welche Hilfe er genau von der internationalen Gemeinde benötige.“


Wie der ukrainische Präsident weiter betonte, zeichnet eine solche Frage eben „einen echten Freund der Ukraine aus.“

Ob Blair Poroschenkos Angebot, Kiew bei der Reform-Umsetzung zu helfen, angenommen hat, blieb unkommentiert.

In Erinnerung geblieben ist der einstige britische Ministerpräsident vor allem für sein Bemühen, mit dem damaligen US-Präsidenten George W. Bush im Jahr 2003 den Irak-Krieg auf der Grundlage gefälschter Beweise für den Einmarsch in den Irak zu mobilisieren. Mit der Behauptung, das Land verfüge über Massenvernichtungswaffen, rechtfertigten beide Regierungen die Invasion.

Nach seinem Rücktritt im Jahr 2007 konnte Blair ein lukratives internationales Business-Imperium aufbauen. Unter anderem mit der Beratung zahlreicher Regierungen und Unternehmen sowie unzähliger Vorträge weltweit, konnte er Gewinne von angeblich über 6.000 Pfund pro Minute erzielen.

Große Kritik erntete Blair jedoch mit seiner Rolle als UN-Sondergesandter für den Israel-Palästina Konflikt. Als zu eng und somit hinderlich bei der Konfliktlösung, wurde seine Beziehung zur israelischen Regierung eingestuft.