Sandra Blands Familie zweifelt am Suizid der 28-Jährigen. Und auch neue Videoaufnahmen zeigen: Die schwarze Frau wurde unter höchst zweifelhaften Umständen festgenommen.
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© Texas Department of Public Safety/Reuters
Erst eskaliert eine Polizeikontrolle in Texas wegen eines nicht gesetzten Blinkers, dann wird die inhaftierte schwarze Fahrerin leblos in ihrer Zelle gefunden: In den USA wirft der Tod der 28-jährigen Sandra Bland viele Fragen auf. Die Frau wurde nach amtlichen Angaben am 13. Juli tot in ihrer Zelle aufgefunden, drei Tage nach der Festnahme. Die Polizei geht von Suizid aus und beruft sich auf eine medizinische Untersuchung. Die Familie und deren Anwalt Cannon Lambert bezweifeln aber, dass Bland sich selbst getötet hat. Sie verlangen eine unabhängige Autopsie.

Nachdem bereits Videobilder aus der Gefängniszelle von Hempstead kursierten, veröffentlichte die texanische Behörde für öffentliche Sicherheit nun auch ein Video von der Verkehrskontrolle. Darin ist zu sehen, wie der Polizeibeamte den Wagen der Frau anhält, weil sie beim Spurwechsel nicht geblinkt haben soll. Er gibt ihr eine schriftliche Warnung. Die Frau wirkt irritiert. Sie sagt, sie habe nur dem Streifenwagen Platz machen wollen.

Der Polizist bittet sie, mit dem Rauchen aufzuhören. Nach einer ablehnenden Reaktion der Frau fordert er sie auf, aus dem Fahrzeug zu steigen. Sie weigert sich. Er sagt ihr, dass sie verhaftet sei. Der Polizist schreit die Frau an und droht, sie aus dem Wagen herauszuzerren. Dann scheint er eine Waffe zu ziehen und erklärt: "Ich werde dich anzünden."

Schließlich steigt sie aus. Die beiden sind fortan nur noch zu hören, aber kaum noch im Bild zu sehen. Man hört Bland sagen: "Ich kann es nicht abwarten, vor Gericht zu gehen." Der Beamte legt ihr Handschellen an. Später ruft sie: "Du bist kurz davor, mein Handgelenk zu brechen!" Weitere Polizeibeamte treffen an der Straße ein.

Das insgesamt 52-minütige Video, das die texanische Behörde veröffentlicht hat, weist nach Angaben der Los Angeles Times Merkwürdigkeiten auf. Mehrfach tauchen Menschen und Autos wie aus dem Nichts aus, andere verschwinden plötzlich. Das legt nahe, dass das Video an manchen Stellen bearbeitet wurde. Die Behörde habe dies jedoch nicht explizit vermerkt.

Den Tod der 28-Jährigen drei Tage später im Gefängnis wurde von einem Gerichtsmediziner als Suizid eingestuft. Die Familie hält dagegen, Bland sei nach Texas gekommen, um einen neuen Job an einer Universität zu beginnen. Das spreche gegen Suizid-Absichten.

ZEIT ONLINE, dpa, fst