Ein lustiges Filmchen - und die Welt ist bunt. Dass das nicht von ungefähr kommt, hat ein US-Forscher jetzt belegt: Er spielte Freiwilligen Videos vor und ließ sie hinterher Farben bestimmen.
farben, bunte Grafik
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Jeder kennt die Sprüche von der rosaroten Brille, der blauen Stimmung oder der grellbunten Freude. Unsere Gefühle werden häufig mit Farben in Verbindung gebracht. Das hat den Wissenschaftler Christopher Thorstenson von der University of Rochester hellhörig werden lassen. Er wollte wissen, ob sie ein Körnchen Wahrheit beinhalten. Denn schließlich könnte es ja sein, dass unsere Stimmung tatsächlich unsere Wahrnehmung beeinflusst. Thorstenson hat über dieses Thema seine Doktorarbeit geschrieben, die nun veröffentlicht worden ist.

Zum Test hat Thorstenson mit seinem Team Freiwillige zum Farbentest eingeladen. 260 Studenten nahmen an der Studie teil. Sie sollten sich zunächst einen Videoclip ansehen, der Traurigkeit auslöste. Dann einen, der gute Stimmung verbreitete - und einen, der emotional neutral war.

Nach jedem Video sollten die Studenten sich 48 Farbtafeln ansehen und sie den Grundfarben zuordnen. Die kleine Gemeinheit bei diesem Test: Die Farben hatten nur eine sehr geringe Farbsättigung, sodass die richtige Zuordnung nur bei einer präzisen Farbwahrnehmung möglich war.

Farbrätsel schlechter gelöst nach traurigen Filmen

Das überraschende Ergebnis: Nach einem traurigen Film konnten die Studenten das Farbrätsel wesentlich schlechter lösen als nach einem neutralen oder fröhlichen Video. Vor allem bei Blau- und Gelbtönen schnitten sie schlecht ab.

Die Forscher betonen, dass die Erklärung für dieses Ergebnis nicht an unterschiedlicher Motivation oder Aufmerksamkeit liegen könnte. Das hatten sie durch andere Tests ausgeschlossen, schreiben sie im Fachjournal Psychological Science. Offenbar konnten die Studenten tatsächlich nach den traurigen Filmen weniger gut Farben unterscheiden.

"Wir waren überrascht, wie spezifisch dieser Effekt war, dass nur die Farben der Blau-Gelb-Achse betroffen waren", sagt Thorstenson. Die Ergebnisse zeigten, dass Stimmungen und Emotionen unsere Wahrnehmung beeinflussen können.

Dopamin als Ursache vermutet

Wie genau aber die Psyche sich auf die Biologie hinter der Farbwahrnehmung auswirkt, ist unklar. Allerdings war bereits bekannt, dass Menschen, die an Depressionen leiden, weniger gut Kontraste wahrnehmen können.

Aus dieser Beobachtung leitet sich ein erster Erklärungsansatz ab: Dopamin scheint vor allem die Farbwahrnehmung im Blau-Gelb-Bereich zu beeinflussen. Der Hirnbotenstoff wird bei bestimmten Emotionen mehr beziehungsweise weniger ausgeschüttet.

Möglicherweise ist Dopamin also der Stoff, der die Verbindung zwischen Psyche und Biologie bei Gefühlen wie Traurigkeit oder auch Glück herstellt. Thorstenson aber bleibt vorsichtig. "Wir stehen noch ganz am Anfang", betont er. "Erst einmal müssen wir uns die Zeit nehmen, die Robustheit und Generalisierbarkeit des Phänomens zu überprüfen."