Wenn Sie einen etwas schrägen Humor besitzen, bringen Sie damit vielleicht ihre gleichgestimmten, ebenfalls etwas verschrobenen Freunde häufiger zum Lachen, aber es könnte sich dabei auch um ein frühes Warnzeichen einer sich anbahnenden Demenzerkrankung handeln, wie eine neue Untersuchung aufzeigt.
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Im Rahmen der Studie, die vom University College London durchgeführt wurde und unter der Überschrift Alteres Sense of Humor in Dementia im Journal of Alzheimer’s Disease erscheint, wurden Angehörige und Freunde von 48 Menschen befragt, die an der sogenannten Pick-Krankheit oder Frontotemporalen Demenz leiden.

Die Befragten wurden gebeten, über Beispiele unangemessenen Humors ihrer erkrankten Angehörigen und Freunde in den vergangenen 15 Jahren, also lange vor Ausbruch der Krankheit, zu berichten. Praktisch alle Teilnehmer erklärten übereinstimmend, ihnen sei etwa in dem Zeitraum von neun Jahren vor der Diagnose eine Veränderung aufgefallen.

So erklärten viele, ihre Angehörigen hätten damit begonnen, bei Berichten über tragische Ereignisse in den Medien oder auch in ihrer eigenen Umgebung zu lachen. »Hier handelt es sich um deutliche Veränderungen - völlig unangemessenes Lachen, das den Bereich geschmacklosen Humors klar überschreitet: So brach etwa ein Mann in lautes Lachen aus, als sich seine Frau stark verbrühte«,sagte Dr. Camilla Clark, die an der Untersuchung beteiligt war.

Die betroffene Frau selbst berichtete, ihr Mann habe »schon sehr früh damit begonnen, lauthals über Ereignisse oder Dinge zu lachen, die - wenn überhaupt - nur in geringem Maße lustig, anzüglich oder unangemessen waren. Jetzt lacht er die ganze Zeit über Dinge, die nicht besonders lustig sind und sagt dann oft: ›Ich lache, aber ich weiß eigentlich nicht, warum‹Eine andere Person erklärte, sie leide unter Asthma, und ihr Angehöriger lache »manchmal, wenn sie krampfhaftdarum ringe, Luft zu bekommen«.

Andere Veränderungen des Humors waren weniger böswillig oder düster, wenn etwa jemand beim Anblick eines falsch geparkten Fahrzeuges oder eines bellenden Hundes in Lachen ausbrach.

Die befragen Angehörigen und Freunde wurden auch aufgefordert, in einer Rangfolge darzustellen, welche unterschiedlichen Arten von Unterhaltung ihre Angehörigen am liebsten konsumieren: groteske Situationskomik wie Mr. Bean, satirische Comedy (Yes Minister) oder surrealistisch-absurde Comedy (Monty Python). Die Demenz-Patienten zogen im Allgemeinen Situationskomik satirischem Humor vor. Die Studie stellte weiter fest, den Angehörigen sei eine »Veränderung der Comedy-Präferenzen in Richtung größerer Albernheit und Possenhaftigkeit« nach der Diagnose der Erkrankung aufgefallen.

Ein Teilnehmer erklärte, ihr Angehöriger sei früher sehr geistreich gewesen, aber diese Eigenschaft sei vollständig verloren gegangen. Nun müsse der Humor »sehr augenfällig sein. Nun lacht er, wenn andere lachen«. Eine andere berichtete, der Humor ihrer Angehörigen falle nun sehr »grob und drastisch [aus], praktisch alles erscheint jetzt ›lustig‹«.

Laut Clark zeigte die Studie deutlich die Notwendigkeit, die Auffassung zu korrigieren, bei Demenzerkrankungen ginge es nur um den Verlust der Gedächtnisfunktionen.

Frontotemporale Demenz gehört zu den seltener auftretenden Demenzerkrankungen, tritt aber relativ häufig bei Demenzerkrankten in der Altersgruppe der unter 65-Jährigen auf. In Deutschland sind etwa 33 000 Menschen betroffen. Sie betrifft die Stirn- und Schläfenlappen des Gehirns, also die Bereiche, die für die Persönlichkeit und das Verhalten verantwortlich ist. Oft verlieren die Betroffenen ihre Zurückhaltung und reagieren insbesondere in sozialen Spannungssituationen impulsiver.

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