Verbreitet ist der Glaube, dass viele Teile des menschlichen Gehirns ungenutzt bleiben. Doch so ganz stimmt das nicht, wie ein Neurophysiker der Charité klarstellt.
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„Der Mensch nutzt nur einen Bruchteil seines Gehirns“ - eine vermeintliche Weisheit, die wahrscheinlich jeder schon gehört hat. Aber stimmt das eigentlich?

„Nein und ein bisschen“, sagt Prof. Gabriel Curio, Leiter der Arbeitsgruppe Neurophysik an der Charité - Universitätsmedizin Berlin. „Unser Gehirn ist durchgängig in allen Teilen aktiv“, sagt er.

"Fokus der Aufmerksamkeit liegt bei dem, was aktuell wichtig ist"

Aber: Je nachdem was wir machen, sind bestimmte Bereiche besonders aktiv. Bei bildgebenden Verfahren wie der funktionalen Kernspintomographie sieht es zwar immer so aus, als würden nur diese Bereiche benutzt. „Das liegt jedoch daran, dass nur die aufgabenabhängige Zusatzaktivität abgebildet wird.“ Und außerdem ist uns die andauernde Grundaktivität nicht bewusst. „Der Fokus der Aufmerksamkeit liegt immer bei dem, was gerade aktuell wichtig ist.“

Was der Mensch tatsächlich nur zu einem Bruchteil nutzt, das sind die unzähligen Verbindungsmöglichkeiten zwischen den Nervenzellen, die sogenannten Synapsen, sagt Curio. Aber immer wenn wir etwas Neues lernen, entstehen neue Verknüpfungen, und die bestehenden werden verbessert. „Daher können wir durch Lernen auch im Erwachsenenalter viele Teile unseres Gehirns immer effektiver nutzen.