Der Online-Händler Amazon setzt Wal-Mart zu. Der Einzelhandelsgigant will Milliarden ins E-Commerce investieren - und schließt nun mehr als 250 Geschäfte. Der ewige Niedrigpreis zieht nicht mehr.

walmart
© www.usatoday.comEin letztes Zusammenschieben
Chicago - Wal-Mart schließt weltweit 269 Läden. Davon betroffen seien insgesamt etwa 16.000 Mitarbeiter, davon 10.000 in den USA, teilte der weltgrößte Einzelhändler am Freitag kurz vor US-Börseneröffnung mit. In den USA sollen 154 Läden dichtmachen, davon 102 kleinere Geschäfte, die seit 2011 unter der Marke Wal-Mart Express betrieben werden. Der Konzern wolle sich künftig stärker auf seine großen Supercenter konzentrieren.

Wal-Mart betrieb zuletzt nach eigenen Angaben weltweit fast 11.600 Filialen und beschäftigte 2,2 Millionen Mitarbeiter. Wal-Mart-Aktien lagen nach der Ankündigung im vorbörslichen Handel 1,8 Prozent im Minus.

„Filialen zu schließen, ist nie eine einfache Entscheidung, aber es ist notwendig, damit das Unternehmen stark und gut aufgestellt für die Zukunft bleibt“, betonte Wal-Mart-Chef Doug McMillon. Er versprach, dass man sich bemühen werde, den betroffenen Mitarbeitern Stellen in anderen Läden zu bieten.

Wal-Mart bleibe trotz der Schließungen, die weniger als ein Prozent der globalen Verkaufsfläche und des Umsatzes beträfen, auf Expansionskurs. Im kommenden Jahr sollten 240 neue Läden im Ausland eröffnet werden. Der Konzern will seinen Finanzbericht für das vierte Quartal am 18. Februar vorlegen.

Wal-Mart hatte Investoren bereits Mitte Oktober auf langfristige Gewinneinbußen eingestellt. Grund sind - neben Ausgaben für den Konzernumbau - steigende Personal- und Lohnkosten nach Gehaltserhöhungen sowie eine Offensive im Online-Handel. Dem größten US-Einzelhändler sitzt die Konkurrenz von Amazon im Nacken. Das Online-Unternehmen ist nicht nur im Internetgeschäft deutlich größer als Wal-Mart, sondern wächst in diesem Bereich auch schneller. Zum Vergleich: Amazon setzte 2014 im Internet 89 Milliarden Dollar um, während der Riese aus Bentonville nur auf etwas mehr als zwölf Milliarden Dollar kam. Bis Anfang 2017 will Wal-Mart daher zwei Milliarden Dollar in E-Commerce investieren.

Die alte Stärke des Einzelhandelsriesen, der ewige Niedrigpreis, zieht nicht mehr richtig. Walmarts „größter Konkurrent ist online und schert sich nicht um Gewinne“, sagte Brian Yarbrough, Analyst von Edward Jones über Amazon, das seit Jahren zwar stark steigende Umsätze, aber nur minimale Profite ausweist. „Die Preisunterschiede zwischen den Anbietern sind so gering geworden, dass andere Dinge wie Einkaufserlebnis und Annehmlichkeit entscheiden.“