Die erste Gruppe von Flüchtlingen, die gestern wegen Ablehnung ihres Asylantrages aus Norwegen ausgewiesen worden waren, haben das Gebiet Murmansk verlassen und sind ins Innere Russland transportiert worden, wie ein Polizeibeamter vom Flughafen Murmansk gegenüber Ria-Novosti sagte.
Flüchtlingsheim russland
© REUTERS/ Jan Morten Bjoernbakk
„Gestern ist bei uns die erste Gruppe ausgewiesener Flüchtlinge aus einer Unterkunft nahe der Stadt Kirkenes angekommen. Es war eine Gruppe von 13 Personen. Bis Donnerstagmorgen haben sie alle Murmansk verlassen: Einige mit dem Zug nach Petersburg, andere mit dem Flugzeug nach Moskau“, sagte der Polizist. Ob die Fahrkarten vom Staat oder von den Migranten selbst bezahlt worden waren, wollte er nicht sagen.

Ein Ria-Novosti-Korrespondent sprach am Flughafen von Murmansk mit einem 22-jährigen Migranten, der mit dieser Gruppe aus Norwegen ausgewiesenen worden war. Der junge Mann ist Student afghanischer Abstammung.

Über sich selbst erzählte er, er sei vor zwei Jahren aus Afghanistan nach Russland gekommen, um an einer Universität in Woronesch zu studieren. Im Herbst habe er erfahren, dass Europa für viele Flüchtlinge seine Grenzen eröffnet hätte. Deswegen habe er beschlossen, sich nach Norwegen zu begeben. Man habe ihm gesagt, es gebe eine Route über Murmansk.

Im Oktober sei er in die Stadt Nikel (Gebiet Murmansk) an der Grenze zu Norwegen gekommen. Er habe sich ein Fahrrad von den Einheimischen gekauft, da der Grenzübertritt zu Fuß dort verboten war. In Norwegen angekommen, geriet der Afghane in die Flüchtlingsunterkunft bei Kirkenes.

„Die norwegischen Behörden haben meine Papiere untersucht und das Asyl abgelehnt, da ich einen Aufenthaltstitel und eine Studienerlaubnis in Russland besaß. Und Russland sei ein sicheres Land. Deswegen hat man mich ausgewiesen“, so der Student aus Afghanistan. Jetzt habe er vor, nach Woronesch zurückzukehren und sein Studium fortzusetzten.

Im Herbst 2015 waren insgesamt 5500 Menschen, vorwiegend Flüchtlinge aus Nahost, über den Grenzübergang Storskog nach Norwegen eingereist. Norwegische Behörden hatten im Vorfeld erklärt, dass die meisten von ihnen ausgewiesen würden, da sie entweder aus einem sicheren Land gekommen sind oder einen Aufenthaltstitel in Russland haben.

Inzwischen ist bekannt geworden, dass man in Murmansk einen zweiten Bus aus dem norwegischen Kirkenes erwartet.

Diejenigen Flüchtlinge, die einen Aufenthaltstitel in Russland haben, werden nach Angaben eines Beamten des Migrationsdienstes am Flughafen Murmansk in die entsprechenden Regionen Russlands weitertransportiert. Das Schicksal derer, die weder einen Aufenthaltstitel noch ein russisches Visum haben, bleibt noch unklar. Die Entscheidung soll nach der Kontrolle der Papiere getroffen werden.