Es gibt nach Angaben des Ministeriums keine Hinweise, dass Flüchtlingskinder in großer Zahl verschwunden sind. Das BKA hatte die Zahl 5.000 genannt.
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© Julian Stratenschulte/dpa
Nach Angaben des Bundesfamilienministeriums werden deutlich weniger minderjährige Flüchtlinge in Deutschland vermisst, als in den vergangenen Tagen berichtet. Anlass waren Zahlen des Bundeskriminalamts, wonach derzeit knapp 4.800 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge als vermisst gelten. Das Familienministerium teilte nun mit, diese Angabe müsse deutlich nach unten korrigiert werden, ohne jedoch eigene Zahlen vorzulegen.

Auf Anfrage von ZEIT ONLINE sagte ein Sprecher des Familienministeriums, die Zahlen des BKA zeichneten "kein tatsächliches Bild der Lage". Es seien vermutlich sehr viel weniger Kinder verschwunden. Dass minderjährige Flüchtlinge als vermisst gelten, könne verschiedene Gründe haben. Da viele minderjährige Flüchtlinge ohne Ausweispapiere reisten, sei ihre Identität ungeklärt. So komme es zu mehrfachen "Aufgriffen" und damit zu Vielfachzählungen, auch in verschiedenen Städten oder Bundesländern. Auch wenn minderjährige Flüchtlinge in eine andere deutsche Stadt oder ein anderes Land weiterreisten - etwa, weil sie dort Verwandte haben - , gelten sie als vermisst.

Der durch die vom BKA veröffentlichten Zahlen entstandene Eindruck, dass die verschwundenen jungen Flüchtlinge zum größten Teil in die Fänge von Schleusern, Menschenhändlern und anderen Kriminellen geraten seien, sei falsch. "Dafür gibt es keinerlei Hinweise", so der Sprecher des Ministeriums. Trotzdem nehme man das Problem sehr ernst und arbeite an Aufklärung. Ein einheitliches Registrierungssystem sei dazu ein wichtiger Schritt. So könnten Mehrfachzählungen ausgeschlossen und weiterreisende Flüchtlinge erfasst werden.

Die Zahl der flüchtenden Kinder und Frauen ist zuletzt gestiegen. Erstmals seit Beginn der Flüchtlingskrise im Sommer 2015 seien mehr Frauen und Kinder auf dem Weg nach Europa als Männer, teilte die Kinderschutzorganisation der Vereinten Nationen (Unicef) mit. Die Grenze von Griechenland nach Mazedonien überquerten aktuell zu fast 60 Prozent Frauen und Kinder. Innerhalb eines halben Jahres habe sich die Zahl der Kinder verdreifacht.

mm