Afrikanischer Ex-Kindersoldat
Ehemalige Kindersoldaten aus Sierra Leone wurden durch eine private britische Militärfirma beschäftigt, um die Sicherheit US-amerikanischer Stützpunkte im Irak zu gewährleisten. Eine dänische Dokumentation enthüllt nun, dass ein 2.500 Mann starkes Kontingent für diese Aufgabe angeheuert wurde. Angesprochen auf den Einsatz von Ex-Kindersoldaten antwortete der Chef des Söldnerunternehmens: "Es tut mir leid, aber das einzige, das wir uns derzeit leisten können, sind Afrikaner.“

Der Untersuchung zufolge, die auf Vertragsunterlagen basiert, haben die britischen Aegis Defence Services, Vertragspartner des US-Verteidigungsministeriums, circa 2.500 Söldner beschäftigt, um die Sicherheit für das vom Pentagon verwaltete Projekt zu gewährleisten.

Teil der Sicherheitskräfte seien auch Kindersoldaten aus Sierra Leone, die nur 16 US-Dollar am Tag verdienten, wird in der Dokumentation mit dem Titel 'Børnesoldatens Nye Job' (Der neue Job der Kindersoldaten) berichtet.

„Als der Krieg „outgesourced“, ausgelagert wurde, versuchte das Unternehmen die günstigsten Soldaten weltweit zu finden. Es stellte sich heraus, dass es sich dabei um ehemalige Kindersoldaten aus Sierra Leone handelt. Ich denke, dass es wichtig ist, dass wir uns im Westen über die Konsequenzen der Privatisierung von Krieg bewusst sind“, sagte der Regisseur des Films, Mads Ellesøe.

Aegis wurde bereits seit 2004 von Washington damit beauftragt, für die Sicherheit von US-Stützpunkten im Irak zu sorgen. Die Firma beschäftigte zunächst Personal aus Großbritannien, Amerika und Nepal für diese Aufgabe. Seit 2011 jedoch begann die Firma damit, Kämpfer aus Afrika einzustellen, um die Kosten zu senken.

James Ellery, der zwischen 2005 und 2015 Geschäftsführer des Aegis Defence Services war, bestätigte, dass Aegis Personal aus Sierra Leone eingestellt hat, weil dieses günstiger war als europäisches. Er betonte, dass die britische Firma sich nie die Mühe gemacht habe, zu überprüfen, ob die Sicherheitskräfte ehemalige Kindersoldaten beschäftigten.

Elly stimmte zu, dass es besser gewesen wäre Briten einzustellen, aber sagte dem Guardian:
„Es ist nicht bezahlbar [...] Es tut mir leid, aber das einzige, das wir uns derzeit leisten können, sind Afrikaner.“
Sierra Leone hat sich als idealer Ort für die Rekrutierung erwiesen, da das afrikanische Land sich gerade erst von den Schrecken des grauenhaften Bürgerkrieges, der zwischen 1991 und 2002 ausgefochten wurde, zu erholen beginnt. Es wurden im Laufe des Bürgerkrieges Verbrechen gegen die Menschlichkeit verübt und Kindersoldaten eingesetzt.

Im Gespräch mit der britischen Tageszeitung sagte Ellery aus, dass Kindersoldaten nicht für Kriegsverbrechen nach dem Völkerrecht verfolgt werden könnten.

„Sie sind, sobald sie das 18. Lebensjahr erreichen, faktisch Staatsbürger mit dem Recht, sich eine Beschäftigung zu suchen, was ein grundlegendes Menschenrecht ist. Also hätten wir völlig falsch gehandelt, wenn wir nach Sierra Leone gegangen wären und diese Menschen ausgeschlossen hätten”, erklärte er.

Eines der einzigen Kriterien, auf die Aegis wert gelegt hatte, war die strikte Einhaltung der körperlichen und gesundheitlichen Anforderungen.

Ellery:
„In dem Moment, in dem sie [die Rekrutierungsagenten] anfangen, uns Leute zu schicken, die auf einem Auge blind sind oder Aids haben, war es das. Vertrag gekündigt. [...] Diese Art von Dingen, sind große Probleme in Afrika, auch wenn es sarkastisch klingen mag. Man will ja nicht, dass die Leute sterben, weil sie Aids oder dergleichen haben, nachdem man ihnen eine teure Ausbildung ermöglicht hat.“

Kommentar: Sie sind nicht mehr weiterhin billig verheizbar, wenn sie wegen Krankheit sterben.


Die Aegis Defence Services, die 2002 von Tim Spicer, dem ehemaligen Scots Guards Offizier berüchtigt für die Waffenversorgung der örtlichen Regierung in Sierra Leone, gegründet wurde, wird jetzt von Sir Nicholas Soames geleitet, ein Tory-Abgeordneter und ein Enkel des ehemaligen britischen Premierministers Winston Churchill.

Im Jahr 2015 wurden die Operationen von Aegis von einer kanadischen Sicherheitsfirma, Gardaworld, übernommen. Vom Guardian zu den angeblichen Behauptungen aus der Dokumentation angesprochen, hat Graham Binns, der ehemalige Vorstandsvorsitzende von Aegis und Geschäftsführer von Gardaworld, die Schuld auf das Land des Vertragspartners geschoben, das der britischen Firma das Personal zur Verfügung gestellt hatte.

„Wir haben sehr eng mit unseren geprüften, sicherheits-geprüften und autorisierten Agenten zusammengearbeitet, die unsere Fachleute rekrutierten, eingehend prüften und musterten. Unsere Agenten waren von den jeweiligen nationalen Regierungen der Länder, aus denen wir rekrutiert haben, autorisiert“, sagte er.

Die Dokumentation, die in den USA, Großbritannien, Sierra Leone und Uganda gedreht wurde, wird am heutigen 18. April im dänischen Fernsehen ausgestrahlt.

Der Einsatz von Kindersoldaten war während des Bürgerkrieges in Sierra Leone weit verbreitet. Dort rekrutierte die Revolutionary United Front (RUF), neben staatlichen Kräften und staatlich unterstützten Milizen, Kinder für den Kampf. Schätzungsweise 10.000 Kinder nahmen an dem Konflikt teil. Einige der Kindersoldaten waren auch Mädchen, die angeblich wiederholt Missbrauch und Vergewaltigung ausgesetzt waren. Die meisten Kinder wurden von ihren Vorgesetzten dazu genötigt, Kriegsverbrechen wie Morde, Vergewaltigungen, sexuelle Sklaverei, Verstümmelungen und Menschenrechtsverletzungen anderer Art zu begehen.