Schädel,Migrationstheorie
© Fernando Calvo / Cumoe
Eine neue Studie zu dem rund 40.000 Jahre alten menschlichen Schädel namens »Deep Skull« hat ergeben, dass die Überreste keine Verwandtschaft zu den indigenen Australiern aufweisen, wie man ursprünglich vermutete.

Der Schädel wurde 1958 in der Großen Höhle der Niah-Höhlen auf der Insel Borneo entdeckt und stellt den ältesten Fund eines modernen Menschen auf einer südostasiatischen Insel dar. Wissenschaftler um den Professor Darren Curnoe vom Palaeontology, Geobiology and Earth Archives Research Centre (PANGEA) haben eine detaillierte Untersuchung des Schädels vorgenommen und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass er erstens wohl zu einer Frau mittleren Alters gehörte und nicht zu einem jungen Mann und zweitens, dass sie nicht zu den Vorfahren der indigenen Australier oder Tasmanier gehörte.

„Unsere Analyse bringt die lang gehegten Ansichten über die Frühgeschichte dieser Region zum Kippen. Wir haben nämlich festgestellt, dass diese sehr alten Überreste am ehesten denen einiger indigenen Völker aus dem heutigen Borneo mit ihren zarten Zügen und kleiner Körpergröße ähneln und weniger den australischen Eingeborenen", sagt Professor Curnoe. Die Studie würde auch die Theorie der zwei Siedlungswellen auf Süd-Ost-Asien wiederlegen, nach der zuerst indigene Australier und Neuguineaner und dann chinesischen Bauern dort eingewandert wären. Sie zeigt auch, dass zumindest ein Teil der indigenen Völker von Borneo nicht durch die migrierten Bauern abgelöst wurden, sondern sie die neue landwirtschaftliche Kultur vor etwa 3.000 Jahren von ihnen übernahmen.

„Unsere Arbeit, in Verbindung mit den jüngsten genetischen Studien von Menschen aus ganz Südostasien, ist eine ernsthafte Herausforderung für die zwei Siedlungswellen-Theorie bezüglich Borneo und den weiter nördlich befindlichen Inseln. Wir müssen unsere Vorstellungen über die Vorgeschichte der Region neu überdenken, da sie viel komplizierter war, als wir sie bisher eingeschätzt hatten", erklärt Curnoe.