Leiden (Niederlande) - Neue Hirnscans von werdenden Müttern, die zum ersten Mal ein Kind erwarten, zeigen deutliche Veränderungen in Hirnarealen, die für die Wahrnehmung von Absichten und Emotionen anderer - kurz Empathie - verantwortlich sind. Diese Veränderungen zeigen sich weder bei Nichtschwangeren Verwandten noch bei den Kindsvätern.
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© Sean McGrath (via WikimediaCommons), CC BY 2.0Symbolbild: Werdende Mutter
Wie das Team um Elseline Hoekzema von der Leiden Universitet aktuell im Fachjournal Nature Neuroscience (DoI: 10.1038/nn.4458) berichtet, haben sie die Hirnscans von 25 Erstgebärenden mit denen von erstmals werdenden Vätern, sowie kinderlosen Mänern und Frauen verglichen.

Nachdem der Geburt zeigte sich bei den neuen Müttern, ein deutlicher Rückgang von Hirnarelaen im sogenannten cerebralen Cortex (Großhirnrinde), wie sie als besonders wichtig für Empathie erachtet werden.

Die gleichen Areal wurden allerdings auch aktiviert, wenn besagten Müttern Fotos ihrer Neugeborenen gezeigt wurden - blieben aber inaktiv, wenn die Bilder fremde Kinder zeigten. Für die Forscher legt dieser Umstand die Folgerung nahe, dass die betroffenen Regionen an der Mutter-Kind-Bindung beteiligt sind.

„Die beobachteten Veränderungen könnten ein Vorteil für die werdende Mutter darstellen, durch den ihre Fähigkeit gestärkt wird, die Bedürfnisse ihres vergleichsweise hilflosen Kleinkindes noch besser zu verstehen“, so Hoekzema.

„Während es zunächst kontraproduktiv erscheint, dass Hirnareale, wie sie für die Entwicklung von Empathie verantwortlich sind, bei Erstgebärenden schrumpfen, so scheint es sich doch eher um einen Prozess zu handeln, der diese Areale von Störendem befreit, um so die neurale Verbindung mit dem Kind abzustimmen und zu stärken“, kommentiert Kirstie Whitaker von der University of Cambridge gegenüber dem New Scientist. Sie konnte schon zuvor ähnliche Vorgänge in den Hirnen heranwachsender Jugendlicher dokumentieren.

Laut den Forschern um Hoekzema könnte der Vorgang durch die mit der Schwangerschaft einhergehenden hormonellen Veränderungen ausgelöst werden und damit auch erklären, warum vergleichbare Veränderungen nicht in erstmals werdenden Vätern beobachtet werden können. Die Veränderungen im Mutterhirn seien zudem auch dann noch zu beobachten, wenn besagte Mütter zwei Jahre nach der Geburt nochmals untersucht wurden.

„Die meisten Mütter wissen, glaube ich, wie es ist, wenn man sich nach der Geburt ‚anders fühlt'“, kommentiert Liisa Galea von der University of British Columbia und führt weiter aus: „Es gibt dieses alte Sprichwort, das sagt: ‚Einmal eine Mutter, immer eine Mutter“. Diese Studie belegt diese Volksweisheit und zeigt, dass das werdende Mutterhirn sich von dem anderer unterscheidet und dieser Zustand mindestens zwei Jahre lang anhält.“
GreWi-Kurzgefasst

- Hirnscans werdender Erstgebärende zeigen Veränderungen in Arealen der Großhirnrinde, die für Empathie verantwortlich sind, wie sie jedoch bei Vätern und nicht werdenen Müttern nicht beobachtet werden können.

- Die Forscher schließen, dass es sich um Prozesse handelt, die zur Mutter-Kind-Bindung betragen und von den mit der chwangerschaft einhegehenden hormonellen Veränderungen ausgelöst werden.

- Die Veränderungen sind noch mindestens zwei Jahre nach der Geburt zu beobachten.