US-Armee
© Foto: U.S. Marine Corps/ Sgt. Ally Beiswanger
Das ist ein starkes Stück: Es sei vor allem die US-geführte Koalition gewesen, die große Teile Syriens vom IS befreit hat, erklärte kürzlich das Pentagon. Alles Lüge, sagt der ehemalige britische Botschafter in Syrien, Peter Ford. Damit solle nur die rechtswidrige US-Präsenz auf syrischem Boden rechtfertigt werden.

Dass die USA und ihre Verbündeten für die Zerschlagung des IS in Syrien ausgesprochen wenig getan haben, müsse wohl kaum ausgeführt werden. "Russland und Syrien haben die Hauptlast im Kampf gegen den IS auf sich genommen. Sie haben die meisten Opfer zu beklagen, während die Verluste der USA an einer Hand abgezählt werden können", sagte der britische Ex-Botschafter im Sputnik-Gespräch.

Die Lüge über ihre Rolle in Syrien verbreiteten die USA nur, weil sie Russland den Erfolg nicht gönnten, erklärt Ford: "Die Amerikaner können sich nicht damit abfinden, dass ihr Syrien-Plan und das Vorhaben eines Regime-Change vereitelt wurde."

Das Pentagon hatte zuvor erklärt, die Vereinigten Staaten wollten in Syrien bleiben, um Partner zu unterstützen und die Rückkehr von Terroristen zu verhindern. Es stelle sich nur die Frage, welche Partner die USA in einem Land haben können, das deren Präsenz auf eigenem Boden nie erlaubt hat.

Eine rechtmäßige Grundlage für die US-Präsenz in Syrien gebe es in der Tat nicht, betont der britische Diplomat. "Die Ankündigung, sie würden nur bleiben, um die Rückkehr des IS zu verhindern, ist nichts als ein schlecht getarnter Rechtfertigungsversuch." Zumal der IS als ernstzunehmende Kampfgröße erledigt sei, auch wenn die Terrormiliz natürlich noch Anschläge verüben könne.

"Die Amerikaner benutzen das alles schlicht als einen Vorwand für ihre weitere Präsenz in Syrien. Sie hatten gehofft, dadurch die Lage destabilisieren und Syrien in einen kurdischen Teil und restliche Gebiete aufsplittern zu können", sagte Ford im Sputnik-Gespräch.

Doch dieser Plan werde nicht aufgehen. "Denn wenn sie in Syrien bleiben, werden sie Verluste hinnehmen müssen. Es wird Attacken auf ihre Soldaten geben und volle Särge. Und das Wichtigste: Weder die Iraner noch ihre Verbündeten werden Syrien verlassen, solange dort auch nur ein US-Soldat bleibt."

Inzwischen seien die Vereinigten Staaten in Syrien so etwas wie ein "Spoiler", ein Spielverderber: "Die USA haben keine konstruktive Kraft. Ihre Politik besteht darin, den Friedensprozess zu verkorksen. Sie wurden von den Gesprächen in Genf und Sotschi praktisch ausgeschlossen und geben jetzt den Spielverderber."

Alles, was die USA jetzt tun müssten, sei indes, den Wiederaufbau in Syrien nicht länger zu behindern. "Die USA lassen ihre Sanktionen gegen Syrien immer noch weiterbestehen. Für die syrische Wirtschaft ist das ein gewaltiger Schaden, weil das Land faktisch vom internationalen Zahlungssystem ausgeschlossen ist."

Statt die Lage endlich zu akzeptieren, folgen die Vereinigten Staaten indes der Devise "Der Stärkere hat recht", sagt Peter Ford. "Die Arroganz der USA gegenüber dem Völkerrecht ist hinlänglich bekannt. Ein weiteres Beispiel können wir jetzt auch beim Jerusalem-Beschluss beobachten. Das alles verstößt gegen das Völkerrecht."

Trump verhalte sich hierbei nicht sonderlich anders als seine Vorgänger: "Die bisherigen US-Präsidenten verfolgten im Großen und Ganzen die gleiche Politik. Das ist der rote Faden der US-Politik seit vielen Jahren", so der Ex-Diplomat. So schnell werde sich das auch nicht ändern. "Die USA geben sich in Syrien falschen Hoffnungen hin, wenn sie glauben, dort bleiben zu können, ohne einen hohen Preis dafür zahlen zu müssen."