Region Rhein-Main - TV-Forensiker Mark Benecke und seine Frau, Psychologin Lydia haben in ihrem neuen Buch „Aus der Dunkelkammer des Bösen“ Psychopathen unter die Lupe genommen. Im Gespräch mit dem EXTRA TIPP erklären sie, warum das Rhein-Main-Gebiet ein Sammelbecken für Psychopathen zu sein scheint.
Mark Benecke, Lydia
© benecke.comMark Benecke ist eine international anerkannte Kapazität der Forensik. Kaum jemand kennt sich besser mit Leichen aus, als er. Seine Frau Lydia Benecke ist renomierte Psychologin und beschäftigt sich mit kriminellen Psychopathen.

Extra Tipp: Ist ein Psychopath nicht eigentlich immer ein Serienmörder?

Lydia Benecke: Psychopathen sind Menschen, denen egal ist, was andere Menschen fühlen. Ihnen fehlt Empathie, soziale Verantwortung und sie haben einfach kein Gewissen.

Extra Tipp: Sie behaupten, dass besonders häufig Manager Psychopathen sind. Dann müsste es in Frankfurt und der Region ja besonders viele geben.

Mark Benecke: Das stimmt in der Tat. Psychopathen sind gerade im Management besonders erfolgreich, weil sie dort mit ihren Defiziten punkten können: Knall hart, nur auf den eigenen Vorteil bedacht, kein Mitgefühl für die Situation der Kollegen oder Angestellten.

Extra Tipp: Und was unterscheidet die Psycho-Chefs von den Serienmördern?

L. B.: Bei Letzteren kommt oft noch eine sexuelle Störung mit Tötungsfantasien hinzu. Aber es gibt auch viele Psychopathen, die nur Banküberfälle begehen oder sonst wie kriminell werden. In den Managementetagen findet man Psychopathen, die intelligent sind und sich zusammenreißen können, weil sie wissen, dass ihnen durch kriminelle Taten Nachteile entstehen würden. Das hindert sie aber nicht daran, in einer Tour moralisch verwerfliche Dinge zu tun. Im Grunde ist für sie alles im Leben eine Kosten-Nutzen-Rechnung.

Extra Tipp: Erschreckend...

L. B.: Finde ich auch. Vor allem deswegen, weil offenbar unser System darauf ausgelegt ist, dass Psychopathen ohne Gefühlsregung darin am erfolgreichsten sind. Dabei sind diese Menschen gestört.

Extra Tipp: Kennen Sie Menschen aus der Wirtschaft oder der Politik, die Psychopathen sind?

L. B.: Mir würden da schon einige Namen einfallen, auch wenn ich sie nicht öffentlich nennen würde. Die meisten werden aber sicherlich nicht eine so stark ausgeprägte Psychopathie haben. Aber wenn sich jemand in der Öffentlichkeit für sein Handeln, seine Geschäfte entschuldigt, und im gleichen Atemzug durchblicken lässt, dass es ihm in dieser Situation um seinen eigenen Vorteil geht, geht die Persönlichkeitsausprägung in diese Richtung.

Extra Tipp: Wie kann ich selbst erkennen, ob mein Chef ein Psychopath ist?

M. B.: In den Chefetagen sind sie besonders leicht zu entlarven. Man muss sich nur die Mitarbeiter vornehmen. Wenn der Vorgesetzte als besonders schwierig und gefühlskalt eingestuft wird, ist das ein starkes Indiz dafür, dass es sich um einen echten Psychopathen handelt. Wer einen klassischen Arschloch-Chef hat, hat meistens einen Psychopathen vor sich.