Bild
© Inconnu
Die Fast-Food-Kette gibt sich qualitätsbewusst. Doch eine TV-Doku offenbart, warum der Konzern sein Hähnchenfleisch nicht offensiv bewirbt, mit welchen Tricks er Kinder lockt - und wie Mitarbeiter schikaniert werden.

Wenn McDonald’s sich „umsatzstärkste Fast-Food-Kette der Welt“ nennen darf, dann mag es dafür eine Vielzahl von Gründen geben - aber ausgerechnet der Geschmack seiner Produkte gehört offenbar nicht dazu. Zu diesem Ergebnis kommen zumindest die Tester der Dokumentarfilmreihe Der Markencheck, die am Montagabend in der ARD ausgestrahlt wurde. Die Sendung blickt hinter die Kulissen des Milliardenkonzerns mit dem charakteristischen gelben „M“ - und nimmt dabei die Qualität der Produkte wie auch die Werbekampagnen und Arbeitsbedingungen unter die Lupe.

Es schmeckt nicht - und doch gehen alle hin

Mit knapp 1400 deutschen Filialen, drei Milliarden Euro Umsatz und 2,7 Millionen Kunden täglich ist McDonald’s in Deutschland unbestritten die Nummer eins unter den Fast-Food-Ketten. Umso erstaunlicher, dass gerade die Angebotsklassiker - der Burger „Royal TS“ und die Pommes Frites - im Vergleich zu entsprechenden Produkten von Burger King sowie des Kölner Schnellrestaurants „Joe Champs“ geschmacklich ausgesprochen dürftig abschneiden: „Enttäuschend“ lautet das Fazit nach einer Stichprobe mit 100 Kölner Passanten. Ausgerechnet der Marktführer kommt im Geschmackstest auf Platz drei - von dreien, wohlgemerkt. Auch in Sachen Bekömmlichkeit überzeugt McDonald’s ein Duo von Test-Essern nicht. Allerdings hält sich die Repräsentativität solcher Erkenntnisse natürlich in Grenzen.

Die Feststellung, dass Fast Food Geschmackssache ist und eher schwer im Magen liegt, vermag derweil nicht wirklich zu überraschen. Aha-Effekte verspricht dagegen der Aspekt „Verführung“, unter dem die Doku-Autoren McDonald’s ebenfalls getestet haben: Sie zeigen, wie die Jüngsten über die Kombination von Kindermenü und Sammelspielzeug frühzeitig an die Marke gebunden werden. Das Kalkül: Wer der Hamburgerkette schon als Kind verfällt, der bleibt ihr mit großer Wahrscheinlichkeit auch als Erwachsener treu. Ernährungspsychologe Thomas Ellrott spricht beim Kindermenü „Happy Meal“ gar von einer „Einstiegsdroge“.

Ausgefeilte Burger-Psychologie

McDonald’s macht sich dabei zunutze, dass die Beliebtheit der Marke beileibe nicht nur auf dem Essen gründet - es ist vielmehr das „Gesamtpaket“, das zählt: Verlässlichkeit, Gewohnheit und auch die Werbebotschaft, die beim Verbraucher ankommt, gehörten zu den „viel wichtigeren Aspekten, die in der Summe dazu führen, dass der Geschmack nicht entscheidend ist“, sagt Ellrott. Und bei Kindern ist dieser entscheidende Faktor offenbar das Spielzeug: Darauf - und auf die Verpackung - reagierten die jungen Fast-Food-Esser im Markencheck unterbewusst viel stärker als auf Pommes und Co.. „Raffiniert“ - so lautet folglich das Fazit der Tester in Sachen „Verführung“. Für den Konzern mag das schmeichelhaft sein - beim Verbraucher dürfte es eher für ein mulmiges Gefühl sorgen, wenngleich die Sendung valide wissenschaftliche Erkenntnisse hierzu schuldig bleibt.

Ebenfalls zu denken gibt, dass McDonald’s zwar eigens mit „Qualitätsscouts“ wirbt, die angeblich die Herkunft der unterschiedlichen Fleischsorten belegen können - aber es speziell für Hühnerfleisch, das in rauen Mengen in der Produktion zum Einsatz kommt, keine solche Werbung gibt. Warum? Die Autoren des Markenchecks vermuten, dass McDonald’s selbst oft nicht weiß, woher das Fleisch genau kommt - und unter welchen Bedingungen es hergestellt wurde. Bei 4000 Betrieben, die allein das Fleisch für die „Chicken Nuggets“ lieferten, könne man nicht jede Firma jeden Tag kontrollieren, argumentiert McDonald’s. Fakt ist: Zu den Lieferanten der Kette gehört unter anderem die Firma „Wiesenhof“, die in der Vergangenheit bereits mit angeblicher Tierquälerei für Negativschlagzeilen gesorgt hat.


Kommentar: Angeblich? Hier finden Sie genauere Infos: Strafanzeige gegen Wiesenhof wegen Tierquälerei


Ausbeutung von Mitarbeitern - alles nur Einzelfälle?

Zum durchwachsenen „Gesamtpaket“ McDonald’s gehört derweil nicht zuletzt das Thema Umgang mit Mitarbeitern: Von Rachefeldzügen des Chefs bei der Schichteinteilung, Degradierungen oder fristlosen Kündigungen, die anschließend zurückgenommen werden mussten, ist im Beitrag die Rede. Ein Arbeitsvertrag enthält den Passus, dass die Mitarbeiter Kassen-Fehlbeträge von über einem Euro aus eigener Tasche zu bezahlen haben - und das bei einem Stundenlohn von häufig unter acht Euro.

Vor allem in den rund 1000 Filialen in Deutschland, die McDonald’s nicht selbst, sondern über Franchisenehmer betreibt, häuften sich Berichte über solche unfaire Behandlung, heißt es in der Sendung. Zuletzt hatte ein französisches Gericht einer ehemaligen McDonald´s-Filialleiterin einen Schadenersatz von 250 000 Euro zugesprochen - weil sie jahrelang unvergütete Überstunden geschoben hatte. Allerdings trauen sich die betroffenen Mitarbeiter meist nicht vor die Kamera - und so bleibt das wahre Ausmaß des Problems auch im Markencheck im Dunkeln.