Verden - Stress, Erschöpfung, schließlich Burnout. Immer mehr Menschen in der schnelllebigen, leistungsorientierten Gesellschaft sind davon betroffen. Auch das achte Neujahrsgespräch der Unternehmensverbände im Landkreis Verden im Deutschen Pferdemuseum widmete sich diesem Thema.

Als Referentin erläuterte Helen Heinemann vom Institut für Burnout-Prävention (IBP) in Hamburg nicht nur die Ursachen, sondern gab auch hilfreiche Tipps, damit es gar nicht erst so weit kommt.

Die Grußworte sprachen Landrat Peter Bohlmann und Axel Schulte, erster Vorsitzender des Überbetrieblichen Verbundes (ÜBV). „80 bis 90 Prozent der Burnout-Patienten sind Männer“, so Schulte. Erst seitdem das Symptom be nannt wurde, sei es ihnen aber möglich, sich zu dieser Erkrankung zu bekennen.

Peter Bohlmann bezeichnete Burnout als aktuelles, aber schwer zu definierendes Problem. Er sah nicht nur den zunehmenden wirtschaftlichen Druck, sondern auch Defizite im sozialen Umgang als Ursache.

Helen Heinemann brachte es gleich zu Beginn ihres Vortrags auf den Punkt: „Es sind immer die Netten, die es trifft.“ Menschen, die gern arbeiteten und mit ganzem Herzen bei der Sache seien. Leistungsbewusst, perfektionistisch, besonders engagiert und hilfsbereit nannte Heinemann einige typische Merkmale, die sie aufzählte. Erste Anzeichen von Burnout würden diese Menschen bei sich nicht wahrnehmen und könnten sie daher auch nicht anderen zeigen. „Achten sie auf die Tüchtigen“, legte sie den anwesenden Führungskräften ans Herz.

Burnout könne, je nach Typ, hauptsächlich in physischer, kognitiver oder emotionaler Erschöpfung in Erscheinung treten, so Heinemann weiter. Dementsprechend vielschichtig seien daher die Symptome. Sie reichten von Schlaflosigkeit, Verdauungsbeschwerden, Rückenschmerzem über Konzentrationsstörungen und Leistungsabfall bis zu erhöhter Reizbarkeit, Überforderungsgefühlen und schließlich dem völligen sozialen und emotionalen Rückzug.

Aber warum kommt es überhaupt zum Burnout? Schuld seien berufliche oder private Stresssituationen. Hier bilde der Mensch, noch genau wie in der Urzeit, die Hormone Adrenalin und Cortisol.

Kuscheln zum Abbau von Stresshormonen

Da er heute aber nicht mehr kämpfen oder vor wilden Tieren fliehen müsse, können er sie oft nicht schnell genug abbauen. Damit es doch klappt, gab Helen Heinemann einige nützliche Tipps. Zum Abbau von Cortisol empfahl sie, die Bildung von Oxytocin im Körper anzuregen. „Das Wohlfühlhormon wird beim Kuscheln ausgeschüttet.“ Um muskuläre Spannungen abzubauen, sei es wirksam, einfach mal in die Luft zu boxen oder einmal die Zunge herauszustrecken und kräftig „Bäh“ zu sagen. Wunderbar entspannend soll es sein, beim Sprechen die Zunge von hinten an die unteren Schneidezähne zu legen. Auch ein Blick aus dem Fenster, mal Treppe statt Fahrstuhl oder ein Nickerchen zwischendurch verfehlen ihre Wirkung nicht.

„Erhalten sie sich ihre Lernfreude, stellen sie Fragen“, riet Heinemann. Wichtig sei auch, kreativ zu bleiben. Wenn dies beruflich nicht möglich sei, dann wenigstens im Privaten. Unverzichtbar sei auch, sich selbst wert zu schätzen: „Ich bin ok, so wie ich bin.“ Anerkennung solle man natürlich auch anderen entgegenbringen. Vermute man einen Burnout, gebe oft schon die einfache Frage „Wie geht es Dir?“ den Anstoß, sich helfen zu lassen.

ahk