Es zeichnet sich immer deutlicher ab, dass es Anfang Oktober zu einem israelischen Angriff auf den Iran kommen könnte. Vor einigen Wochen zeigten sich Saudis überzeugt, es werde Anfang Oktober zu einem Angriff auf den Iran kommen.

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Diese Überzeugung wird, so heißt es, von US-Präsident Barack Obama, seinem Verteidigungsminister Leon Panetta, der sich am vergangenen Mittwoch in Israel aufhielt, CIA-Chef David Petraeus und dem Vorsitzenden des Vereinigten Generalstabs General Martin Dempsey geteilt.

Keiner von ihnen fühlte sich daher vom israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu hintergangen, als dieser am Dienstag, dem 31. Juli, erklärte, er habe bisher noch keine Entscheidung über einen Angriff auf den Iran getroffen, da sie überzeugt waren, er habe sie bereits gefällt.

Anfang August hat der unvermeidliche Ausbruch von Feindseligkeiten, mit dem in der ersten Oktoberwoche zu rechnen ist, in den amerikanischen Militärstützpunkten in der Nahmittelostregion und am Persischen Golf sowie in den militärischen Kommandozentren in den USA und Europa, die in dem sich anbahnenden Konflikt Aufgaben zu übernehmen hätten, für Unruhe gesorgt.

Verteidigungsminister Panetta wurde auf seiner Reise durch die Nahmittelostregion genauestens über die laufenden Vorbereitungen unterrichtet. Die Regierung Obama ließ schon Einschätzungen ausarbeiten, in denen dargelegt wird, wie jedes der direkt beteiligten Länder ­ - die USA, Israel und Saudi-Arabien - aus dem bewaffneten Konflikt mit dem Iran hervorgehen würde. Dabei musste man sich zugleich damit auseinandersetzen, dass dieser Krieg inmitten eines noch unentschiedenen Bürgerkriegs in Syrien stattfinden würde.

Wird damit ein umfassender Krieg im Nahen und Mittleren Osten ausgelöst?

Die Dauer eines bewaffneten Konflikts mit dem Iran lässt sich nicht vorhersehen, aber mit Sicherheit, so schlussfolgern diese Analysen, werden bestimmte Nationen wie Kuwait, Jordanien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Oman, der Libanon, der Irak und die Türkei mit Folgeproblemen zu rechnen haben.

Washington vertritt mit anderen Worten durchaus die Auffassung, dass sich ein israelischer Angriff auf den Iran zu einem umfassenden Krieg in der Nahmittelostregion ausweiten könnte.

Was die Größenordnung der geschätzten Schäden im Iran angeht, so heißt es aus Washington, gehe die Regierung davon aus, dass ein israelischer Angriff das iranische Atomprogramm etwa um18 Monate zurückwerfen werde; zum einen aufgrund der durch die Bombardierung verursachten Schäden, zum anderen, weil einige der nuklearen Anlagen, die unterirdisch in massives Gestein verlegt worden waren, nach einem Angriff möglicherweise nicht mehr zugänglich seien.

Der Iran sei daher gezwungen, sein Atomprogramm bis zum Sommer 2014 einzustellen, erklärten Experten des Weißen Hauses. Die Wiederaufnahme des Programms könnte darüber hinaus durch weitere Angriffe immer wieder verzögert werden.

Die amerikanischen Szenarien gehen von iranischen Vergeltungsschlägen mit Raketen gegen amerikanische Militäreinrichtungen am Golf, in Israel und Saudi-Arabien und möglicherweise auch gegen Kuwait aus, wo britische Marine- und Luftwaffeneinheiten sowie Bodentruppen, die ebenfalls am Krieg beteiligt wären, stationiert sind, sowie gegen die Vereinigten Arabischen Emirate, in denen sich seit Wochen französische Marine- und Luftwaffeneinheiten sowie Bodentruppen aufhalten.

USA müssen mehrere Aufgaben gleichzeitig bewältigen

Eine iranische Gegenoffensive mit Raketen wird die USA in diesen Krieg hineinziehen und in mehrfacher Hinsicht vor schwierige und umfangreiche Aufgaben stellen. Amerikanische Kampfflugzeuge und Raketen werden versuchen, die iranischen Raketenstellungen auszuschalten, während die israelische Luftwaffe die iranischen Nukleareinrichtungen angreift.

Nach amerikanischen Geheimdiensteinschätzungen kann der Iran aufgrund seiner geringen Lagerbestände und der Vielzahl der Ziele Angriffe mit ballistischen Raketen nicht lange durchhalten. Schätzungen zufolge verfügt der Iran nur über 30 bis 40 Shahab-3-Mittelstreckenraketen mit einer Reichweite von 1.200 bis 1.500 Kilometern. Daher dürfte sich der Schaden, den sie auf jedes einzelne Ziel bezogen anrichten können, nach Einschätzung der amerikanischen Kriegsplaner in Grenzen halten.

Sollte Baschar al-Assadmit syrischen Raketen in den Konflikt eingreifen, würde die amerikanische Luftwaffe diese ebenfalls zerstören.

Die Amerikaner würden die Verantwortung zum Schutz der Straße von Hormus übernehmen und dafür sorgen, dass die Erdöltanker wieder passieren können, sollten die Iraner versuchen, diese strategisch wichtige Wasserstraße durch Seeminen oder durch Angriffe ihrer kleinen Schnellboote auf größere Schiffe zu blockieren. Darüber hinaus werden amerikanische Einheiten die saudischen Erdölfelder, Verladeterminals und Raffinerien verteidigen. Amerikanische Militärplaner schätzen die Gefahr iranischer Angriffe auf die saudische Erdölindustrie höher ein als eine totale Blockade der Straße von Hormus.

Berichten zufolge haben sich Washington und Riad darauf verständigt, dass Saudi-Arabien unmittelbar nach Beginn eines Angriffs der USA oder Israels auf den Iran die Erdölförderung einstellen und auch alle Verladeterminals sowohl an der Golfküste als auch an der Küste des Roten Meeres schließen wird.

Bei ihren Gesprächen stimmten Amerikaner und Saudis darin überein, dass sich die Einstellung der saudischen Erdölförderung und die Schließung ihrer Verladeterminals kaum auf die Weltmärkte auswirken dürften, da genug Vorräte angelegt worden seien, um den Verbrauch der kommenden sechs bis acht Monate ohne größere Unruhen oder Preissteigerungen zu decken.

Da das amerikanische Militär und die US-Geheimdienste davon ausgehen, dass ein Krieg gegen den Iran eine realistische Perspektive darstellt, und sie ihre entsprechenden Vorbereitungen abgeschlossen haben, konzentrieren sie sich nun verstärkt darauf, Informationen zum Iran und der Umgebung zu sammeln.

Präsident Obama hat daher vor Kurzem Arbeitskräfte und andere Ressourcen aus den Abteilungen für Nordkorea und China abgezogen und den für den Persischen Golf und die Nahmittelostregion zuständigen Stellen zugeteilt.

Quelle: DEBKA