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Wer dick ist, hat ein hohes Risiko, ein schlechtes Gedächtnis zu entwickeln. Möglicherweise läuft er sogar Gefahr, dement zu werden, denken Wissenschaftler.

Dass Fettleibigkeit negative Auswirkungen auf das Gehirn hat, haben Forscher schon länger vermutet. Bisher wurden als Ursache allerdings die zusätzlichen Erkrankungen der stark Übergewichtigen betrachtet, wie Diabetes oder Bluthochdruck. Aber auch Übergewichtige, die ansonsten gesund sind, sind anfälliger für Gehirnstörungen als Normalgewichtige und tragen somit ein höheres Risiko, an Demenz zu erkranken. Als fettleibig gilt, wer bei der Berechnung des Body-Mass-Index (BMI) einen Wert über 30 erreicht. Ab einem Wert von 25 spricht man von Übergewicht.

An der Studie der Gruppe um Acharna Singh-Manou vom französischen Forschungsinstitut Inserm nahmen insgesamt 6401 Personen teil. Sie waren zu Beginn der Studie im Durchschnitt 50 Jahre alt. In den folgenden zehn Jahren absolvierten die Teilnehmer verschiedene Untersuchungen zu ihren Gedächtnisleistungen.

"Während der zehn Jahre der Studie fielen die Punktzahlen der Tests bei Fettleibigen und Menschen mit krankhaften metabolischen Werten um 22,5 Prozent schneller als bei denen mit Normalgewicht und ohne Herz-Kreislauf-Krankheiten", berichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift "Neurology". Auch in der Gruppe der Teilnehmer ohne zusätzliche metabolische Erkrankungen wie Bluthochdruck und gestörte Blutfettwerte zeigte der Vergleich zwischen dick und normalgewichtig Unterschiede in der Gesamtwertung der Tests.

Fettleibigkeit ist immer ungesund

“Es gibt keine gesunde Fettleibigkeit. Das ist damit gesagt“, kommentierte der Leiter der Klinik für Neurologie an der Uniklinik Kiel, Günther Deuschl, die Untersuchung. Zwar hätten die Probanden der Studie noch keine Demenz, aber ihre kognitiven Auffälligkeiten würden auf Dauer dazu führen.

Sehr niedriges Gewicht ist auch nicht gesund

Über den Zusammenhang zwischen Fettleibigkeit und Störungen des Gehirns kann nur spekuliert werden. Zwei der wichtigsten Mutmaßungen der Forscher für die Ursache: “Es könnten gefäßabhängige Störungen sein, Fett lagert sich in den Gefäßen ab und verengt sie“, sagte Deuschl. Eine weitere Theorie ist, dass das Fettgewebe Hormone aussendet, die das Gehirn beeinflussen.

Neben Übergewicht sei auch extrem niedriges Gewicht nicht gesund für den Menschen, betonte Deuschl. "Der Mensch lebt am längsten und bleibt dabei geistig und körperlich gesund, wenn er Normalgewicht hat. Regelmäßige sportliche Aktivität und ein aktives geistiges und soziales Leben sind beste Vorsorgemaßnahme gegen die Demenz."

as/DPA