Umsatzplus von bis zu 25 Prozent bei Entwöhnungsmedikamenten. Auch Apotheken profitieren von Nachfrage.
Rauchen, Rauchverbot
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Hamburg. Das Rauchverbot verärgert Kneipenwirte und Raucher, doch es freut Apotheker und die Pharmaindustrie. Denn viele Raucher entscheiden sich jetzt für das Aufhören und kaufen Nikotinersatzprodukte. "Die Verkäufe der Versandapotheke DocMorris für Nikotinentwöhnungsprodukte haben sich im Januar im Vergleich zum Dezember mehr als verdoppelt", sagt DocMorris-Vorstand Thomas Schiffer dem Abendblatt. "Besonders beliebt sind dabei Nikotinkaugummis und Lutschtabletten."

Die Entwicklung unterstützen die stationären DocMorris-Apotheken mit dem Programm "Endlich Nichtraucher". In Hamburg helfen die Apotheken am Speersort, Lokstedt, Schnelsen und Rahlstedt beim Aufhören mit dem Laster. Vier Monate lang will der Apotheker zukünftige Nichtraucher betreuen. Gegen den Rückfall sollen spezielle "Motivationskarten" helfen.

Denn seit Jahresanfang ist in den Kneipen und Restaurants in 14 Bundesländern das Rauchen verboten. Weil sie keine Lust haben vor der Tür im Kalten zu rauchen, entscheiden sich immer mehr Raucher fürs Aufhören.

Ein ähnliches Programm wie die DocMorris-Apotheken haben auch die Partner-Apotheken zum Jahresanfang gestartet. Vor allem in dieser Woche, seit dem 28. Januar, laufen in allen 50 Hamburger Partner-Apotheken Anti-Rauch-Aktionen. Mit einem Smoke-Analyzer kann der Kohlenmonoxid-Gehalt im Blut des Kunden gemessen und mit Daten nach dem Rauchstopp verglichen werden. Zu den Medikamenten gibt es Rauchertagebücher und Agressionsbälle. "Das Angebot wird gut angenommen. Da kommt das Rauchergesetz zusammen mit den guten Vorsätzen nach Silvester", interpretiert Peter Menk, Geschäftsführer der Hamburger Partnerapotheken. Normal ist eine zehn- bis 15-prozentige Steigerung beim Absatz von Rauchentwöhnungs-Medikamenten zum Neujahr. "Jetzt rechnen wir mit 20 bis 25 Prozent Steigerung. Rauchentwöhnung ist Gesprächsthema", sagt Menk. Die Partnerapotheken arbeiten mit dem Pharmakonzern Novartis zusammen, der unter der Marke Nicotinell zum Beispiel Nikotin-Kaugummis und Pflaster herstellt.

Denn auch die Pharmabranche freut das Rauchverbot. "Wir merken, dass die Dynamik für die sogenannten Nicotinersatzprodukte zunimmt", sagt Francoise Brinster, Sprecherin von Novartis dem Abendblatt. "In anderen Ländern wie Spanien und Italien hat die Einführung und Umsetzung von Rauchverboten bereits zu einer starken Belebung des Marktes geführt." So könnte es auch in Deutschland kommen. Darum hat der Konzern zum Jahreswechsel neben der üblichen Werbung eine Außenwerbekampagne gestartet, in der Novartis auf die positiven Folgen des Nichtrauchens hinweist. "Wir denken, dass es durchaus ein weiteres Wachstum 2008 geben kann, wenn die Rauchverbote in allen Bundesländen eingeführt sind und auch deren Umsetzung schärfer kontrolliert wird", sagt Brinster.

Konkurrent GlaxoSmithKline (Gsk) führte unter seiner Marke Niquitin kürzlich neue Produkte ein, wie ein transparentes Nikotinpflaster und Mint-Lutschtabletten. "Im letzten Quartal konnten wir unsere Marktanteile im Bereich der Arzneimittel zur Tabakentwöhnung steigern. Dies führen wir sowohl auf unsere innovativen Produkte als auch auf das steigende Interesse am Rauchstopp in der Öffentlichkeit zurück", sagt Stefan Noe, Apotheker und Sprecher von Gsk.