Der "Schwarze Tod", der im Mittelalter die europäische Bevölkerung stark dezimierte, ist womöglich gar nicht auf die Pest zurückzuführen. Britische Forscher haben ein Ebola-ähnliches Fieber im Visier.

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"Die Geschichtsbücher liegen falsch", behauptet Christopher Duncan in der britischen Zeitung The Independent. Duncan und seine Kollegin Susan Scott von der University of Liverpool haben die Verbreitung der Epidemie im 14. Jahrhundert untersucht. Basierend auf diesen Daten kommen die beiden Spezialisten für Infektionskrankheiten zu dem Schluss, dass es sich nicht um eine bakterielle, sondern um eine Virus-Infektion handelte.

Die Beulenpest wird von Bakterien ausgelöst, die durch Bisse von Rattenflöhen übertragen werden können. Unter dem Begriff "Schwarzer Tod" beschrieben Forscher bislang eine Pest-Epidemie, die zwischen 1347 und 1352 in Europa wütete.

Duncan und Scott weisen jedoch unter anderem darauf hin, dass die einzig wirksame Schutzmaßnahme gegen den "Schwarzen Tod" eine 40-tägige Quarantäne gewesen sei. "Wenn die Seuche durch Rattenflöhe übertragen worden wäre, wäre eine solche Quarantäne unwirksam gewesen, denn Ratten respektieren keine Quarantäne."

Die zuerst in Norditalien eingeführte Quarantäne sei nach und nach in ganz Europa kopiert und dann so lange beibehalten worden, bis die Seuche verschwunden gewesen sei. "Diese Krankheit wurde direkt von Mensch zu Mensch übertragen, was auf eine Virus-Infektion hindeutet", so Duncan.

Auch die beschriebenen Krankheitsbilder passen möglicherweise zu einem hämorrhagischen Fieber. So litten die Menschen im Mittelalter unter Schwellungen und Eiterablagerungen der Lymphdrüsen im Bereich der Achseln und der Leistengegend. Dabei kann sich über den Blutkreislauf aus der Beulenpest eine Lungenpest entwickeln, die meist in Form einer akuten Lungenentzündung auftritt. Zudem sind massive innere Blutungen möglich.