Weil er versucht haben soll, einen der höchsten Richter Frankreichs zu bestechen, wird der frühere französische Staatspräsident von der Kriminalpolizei verhört. Zuletzt hatte sich Sarkozy über „Stasi-Methoden“ der Justiz beschwert.
Nicolas Sarkozy
© AFPNicolas Sarkozy vergangene Woche in Monaco
Hat Nicolas Sarkozy einen der höchsten Richter Frankreichs zu bestechen versucht? Um diese Frage zu klären, wird der frühere französische Staatspräsident seit Dienstagmorgen in den Räumen der Kriminalpolizei in Nanterre bei Paris verhört. Die Ermittler hatten bereits am Vortag Sarkozys Anwalt Thierry Herzog und zwei hohe Richter in Polizeigewahrsam genommen.

Der Verdacht der Bestechung entstand eher zufällig nach der Auswertung von Telefongesprächen, die von der Justiz ohne Wissen Sarkozys und seines Anwalts mitgeschnitten wurden. Eigentlich wollten die Ermittler Klarheit über mögliche illegale Wahlkampfspenden des libyschen Diktators Gaddafi an Sarkozy erhalten.

Dabei stießen die Fahnder auf den überraschenden Umstand, dass Sarkozy sich mit seinem Anwalt über Mobiltelefone austauschte, die wie bei gewöhnlichen Kriminellen unter Decknamen zugelassen worden waren. Sarkozys in Nizza erstandenes Mobiltelefongerät war unter dem Namen „Paul Bismuth“ angemeldet.

Aus den Mitschnitten der Polizei ging zudem hervor, dass der Kassationsrichter Gilbert Azibert, ein alter Studienkamerad Herzogs, am Kassationshof Erkundigungen über ein Sarkozy betreffendes Strafverfahren einzog. In der Affäre um die L’Oréal-Erbin Liliane Bettencourt hatte Sarkozy eine Klage gegen die Beschlagnahmung seiner Terminkalender angestrengt, die ihn in einem weiteren Verfahren (die Affäre Tapie) zu belasten drohen. Azibert sollte nun bewirken, dass seine Richterkollegen am Kassationshof die Terminkalender frei gaben.

Im Gegenzug verpflichtete sich Sarkozy, sich für Azibert zu verwenden, der kurz vor der Pensionierung einen Posten in Monaco anstrebte. Doch beide Vorhaben scheiterten. Azibert reagierte auf die über das Internetportal „Mediapart“ veröffentlichten Enthüllungen Ende März mit einem Selbstmordversuch.

Sarkozy hingegen empörte sich in einem Beitrag im Le Figaro über die „Stasi-Methoden“ der französischen Justiz. Schon im März 2013 war Sarkozy neun Stunden lang von einem Untersuchungsrichter in Bordeaux wegen der L’Oréal-Affäre verhört worden.