Was geschah mit DMSP F-13? 20 Jahre lang umkreiste der Satellit der US Air Force die Erde, jetzt fliegen in seiner Umlaufbahn nur noch 43 Trümmerteile. Etwas Ähnliches passierte schon einmal.

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© U.S. Air ForceWettersatellit des US-Militärs: Aufgelöst in 43 Stücke
Warum explodiert plötzlich ein weitgehend ausrangierter US-Wettersatellit im All? Vor dieser Frage stehen Militärs und Experten der Raumfahrtbranche. Fast genau 20 Jahre nach dem Start löste sich der militärische Wettersatellit "DMSP F-13" (Defense Meteorological Satellite Program) plötzlich in zahlreiche Trümmerteile auf.

Der Satellit umkreiste in etwa 800 Kilometer Höhe die Erde. Die Raumfahrtabteilung der US-Luftwaffe spricht von 43 Einzelstücken, die nun als Weltraumschrott im All fliegen.

Als Auslöser für die offensichtliche Explosion sprechen die Militärs von einem "plötzlichen Anstieg der Temperatur" in dem Satelliten. Dies habe zu einem "nicht behebbaren Verlust der Lageregelung" und letztlich zu dem Trümmerfeld geführt, teilten die Militärs dem Branchendienst Spacenews mit.

Private Beobachter melden "Ereignis" per Twitter

Angaben über eine Fremdeinwirkung werden nicht gemacht. Die Explosion soll bereits am 3. Februar stattgefunden haben und wurde jüngst von einem privaten Auswerter von Weltraumdaten entdeckt und auf dem Kurznachrichtendienst Twitter publiziert.


Der US-Wettersatellit "F-13" war knapp vier Meter lang und gut 1,2 Meter breit und hatte ein Gewicht von gut 800 Kilo. Gebaut wurde der künstliche Himmelskörper von der ehemaligen Satellitensparte des US-Konzerns General Electric. Der Satellit flog auf einer so genannten Polar-Bahn. Dabei dreht sich die Erde gewissermaßen unter der Flugroute und es können immer wieder andere Regionen des Planeten beobachtet werden.

Die US-Militärs haben aktuell ein halbes Dutzend aktiver Wettersatelliten im All. Sie vorsorgen ihre Streitkräfte mit präzisen Vorhersagen.

China hat eigenen Satelliten abgeschossen

Die Explosion des Flugkörpers erinnert an den Abschuss des ausgedienten chinesischen Wettersatelliten "FY-1C" im Jahr 2007, der sich auf einer ähnlichen Umlaufbahn um die Erde befand.

Die Chinesen schossen ihren eigenen Satelliten absichtlich mit einer ballistischen Killerrakete ab, um ihre militärischen Fähigkeiten auch bei einem möglichen künftigen Kampf im Weltraum zu dokumentieren. Experten sprechen von einem ASAT-Test, einer Antisatellitenwaffe.

Der Abschuss des chinesischen Satelliten produzierte 2087 Trümmerteile, die von US-Weltraumspähern verfolgt und katalogisiert werden, sowie etwa 35.000 Kleinstteile. Die Aktion der Chinesen gilt als das größte Einzelereignis für die Entstehung von Weltraumschrott.

Weltraumschrott gefährdet Satelliten und ISS

Diese unkontrolliert im Weltraum fliegenden Schrottteile sind generell eine große Gefahr für andere Satelliten bis hin zu bemannten Missionen, wie etwa der Internationalen Raumstation ISS, die in rund 400 Kilometer Höhe die Erde umrundet. Der Einschlag kleinster Teile in einen Satelliten kann die teilweise mehrere Hundert Millionen teuren Geräte lahmlegen.

Die ISS musste bereits mehrmals Bahnkorrekturen durchführen, um einen Zusammenstoß mit von der Erde verfolgtem Weltraumschrott auszuweichen. Fernmelde- und Kommunikationssatelliten umkreisen die Erde meist in größeren Höhen (36.000 Kilometer). Dort gibt es vergleichsweise weniger Weltraummüll als in wenigen Hundert Kilometer Höhe, wo jetzt die Explosion passierte.

Großes Interesse an der Aufklärung des jüngsten Zwischenfalls mit dem US-Militärsatellit dürften die Betreiber von kommerziellen Satellitenflotten sowie die Weltraumversicherer haben, wie etwa die Munich Re. Die Höhe der Versicherungsprämien hängt von der Zuverlässigkeit der Technik ab.