Es gibt nicht nur die schönen, runden Klischeekrater. Neue Bilder von Radarsatelliten zeigen, dass Meteoriten auch noch andere Spuren auf der Erde hinterlassen haben.
Barringer Krater USA (Barringer Crater)
© UnbekanntBarringer Krater in den USA
Die Erde ist immer wieder unter Beschuss von Gesteinsbrocken aus dem All. In Erinnerung ist der Meteorit, der vor mehr als zwei Jahren über Tscheljabinsk, einer Stadt im Ural, explodierte. Forscher haben bisher auf der Erde rund 188 Meteoritenkrater gezählt. Die Grösse variiert von wenigen Metern bis zu über 150 Kilometer Durchmesser.

Einen guten Überblick verschafften sich nun Wissenschafter des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Sie verarbeiteten die Daten der beiden deutschen Radarsatelliten TerraSAR-X und TanDEM-X erstmals zu einem einheitlichen, globalen Höhenmodell, das in der Vertikalen bis zu zwei Meter genau ist. Die Satelliten umkreisen die Erde in 500 Kilometer Höhe. Ihr Vorteil gegenüber Messsatelliten, die sichtbares Licht oder Wärmestrahlung messen: TerraSAR und TanDEM rastern die Erdoberfläche mit Radarstrahlen ab und sind dabei nicht auf einen wolkenlosen Himmel angewiesen

Die «schönen Krater»

Die neuen Bilder des DLR zeigen: Nicht alle Meteoritenkrater entsprechen unserer gängigen Vorstellung, sind so gut erkennbar wie zum Beispiel der Barringer-Krater in der flachen Halbwüste von Arizona. Er zählt zu den am besten erforschten Hinterlassenschaften eines kosmischen «Geschosses», das etwa 50 Meter gross war und einen Krater mit einem Durchmesser von 1,2 Kilometern hinterliess. Ähnliche Strukturen fanden die Wissenschaftler auch in Kasachstan. Der Shunak-Krater hebt sich in der hügeligen Umgebung perfekt ab. Er entstand vor 45 Millionen Jahren.

In St. Gallen «regnete» es Steine

Doch wo die Strukturen Hunderte Millionen Jahre alt sind, dort haben die deutlichen Temperaturunterschiede und der Wind das Gestein verwittert und abgeschliffen. So entspricht zum Beispiel der algerische Krater Tin Bider nicht dem Klischee eines Meteoritenkraters. Die unterschiedlichen Gesteinsschichten sind stark erodiert und der einstige Einschlag sieht heute aus wie eine Rosette.

Wer nach Meteoritenkratern sucht, muss nicht allzu weit reisen. Ein Asteroid mit einem Durchmesser von einem Kilometer schlug vor 14,8 Millionen Jahren in die Landschaft des heutigen Nördlinger Ries in Südwestdeutschland ein, im Übergang von der Schwäbischen zur Fränkischen Alb. Die Wucht des Einschlags war derart gigantisch, dass es selbst in St. Gallen Mineralien des Meteoriten «regnete». Der Asteroid hinterliess erst einen Krater mit einem Durchmesser von 10 Kilometern, doch dann rutschten die Ränder, und der Einschlagkrater vergrösserte sich auf 24 Kilometer. Die schwäbische Ortschaft Nördlingen sitzt mittendrin.

Aorounga Krater (crater)
© Deutsches Zentrum für Luft- und RaumfahrtAorounga-Krater

Die Strukturen im nordafrikanischen Tschad sehen nicht wie ein typischer Krater aus. Sie dürften 345 Millionen Jahre alt sein und sind entsprechend verwittert und abgeschliffen.
Nördlinger Ries
© Deutsches Zentrum für Luft- und RaumfahrtNördlinger Ries

Der Rieskrater in Südwestdeutschland entstand durch einen gigantischen Einschlag (Kraterrand in Rostbraun) eines Asteroiden mit einem Durchmesser von einem Kilometer. Die Katastrophe ereignete sich etwa vor 14,8 Millionen Jahren, der Krater hat einen Durchmesser von 25 Kilometern.
Shunak Krater (Shunak crater)
© Deutsches Zentrum für Luft- und RaumfahrtShunak-Krater

Der Krater in Kasachstan hebt sich deutlich von der umliegenden hügeligen Landschaft ab. Der Kraterrand ist rund 400 Meter hoch. Der Shunak-Krater hat einen Durchmesser von 2,8 Kilometern.
Steinheimer Becken (crater Krater)
© Deutsches Zentrum für Luft- und RaumfahrtSteinheimer Becken

Der braune Krater in Baden-Württemberg ist deutlich gekennzeichnet durch einen Zentralberg. Die Vertiefung ist durch Wald und Landwirtschaftsland umgeben.
Krater Tin Bider (crater)
© Deutsches Zentrum für Luft- und RaumfahrtKrater Tin Bider

Wie eine Rosette hebt sich der Krater im algerischen Teil der Sahara vom übrigen Gebirge ab. Die unterschiedlichen Gesteinsschichten sind im Laufe der Jahrmillionen stark erodiert.
(lae)