Fast 100 000 deutsche Imker fordern ein bundesweites Anbauverbot gentechnisch veränderter (GV-) Feldfrüchte. Vertreten werden sie vom Deutschen Imkerbund DIB, der sich nach der Einführung eines neuen EU-Gesetzes, das den Mitgliedsländern Handlungsspielräume (»Opt-Out«) beim GVO-Anbau einräumt, weiterhin für ein Verbot einsetzt.
Biene
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Laut dem neuen Gesetz kann ein Mitgliedsland den Anbau auf Teilen oder der Gesamtheit seines Territoriums verbieten. GV-Befürworter protestieren gegen das Gesetz, der Streit erstreckt sich über die gesamte EU.

Der Deutsche Imkerbund appelliert an Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU), ein Verbot für das gesamte Land zu verhängen, doch der Minister vertritt die Linie, jedes Bundesland solle eigene Bestimmungen erlassen.

Für die Imker ist das keine Lösung, da Bienen beim Einsammeln des Nektars keine Landesgrenzen respektieren und Strecken von bis zu acht Kilometern zurücklegen. Ein »Flickenteppich«, bei dem einige Gebiete Gentechnik-frei sind und andere nicht, sei weder umweltpolitisch noch landwirtschaftlich vertretbar.

In der GV-Landwirtschaft droht den Honigbienen Gefahr durch den verbreiteten Einsatz bestimmter Neonicotinoid-haltiger Pestizide. Neonicotinoide sind nachweislich giftig für Bienen und andere Lebensformen. Die britische Zeitung Guardian berichtet:
Neonicotinoide sind bereits als wichtige Ursache für den Rückgang von Bienen und anderen Bestäubern bekannt. Diese Pestizide können auf das Saatgut ausgebracht werden, sie bleiben in der Pflanze, während diese wächst, und töten die Insekten, die sie fressen. Es braucht nur erstaunlich geringe Mengen, um Insekten zu töten:

Auf die Menge bezogen sind diese Gifte 10 000 Mal stärker als DDT. Werden Honigbienen nur fünf Nanogramm Nicotinoiden ausgesetzt, wird die Hälfte von ihnen sterben. Während sich die Bienen, Schwebefliegen, Schmetterlinge, Motten, Käfer und andere Bestäuber von den Blüten behandelter Feldfrüchte ernähren, können sie anscheinend so viel von dem Pestizid aufnehmen, dass ihr Überleben in Gefahr ist.
Viele Experten halten diese Pestizide zumindest teilweise verantwortlich für den Tod von Millionen Bienen, den so genannten Bienenvolkkollaps. 2014 starben in Kanada plötzlich 37 Millionen Bienen, nachdem auf nahegelegenen Feldern Genmais angepflanzt worden war.

Umgehend erklärten GV-Unterstützer und Befürworter, die Bienen seien nicht durch den Genmais getötet worden; Experten vermuten jedoch, dass der Tod die Folge des Neonicotinoid-Einsatzes war.

Vielleicht war das Bienensterben tatsächlich nicht direkt auf die Genpflanzen zurückzuführen, es gibt aber Beweise zuhauf, dass sie durch die Pestizide starben, die beim Anbau von Genmais zum Einsatz kommen.

Deutschen Imkern steht ein harter Rechtsstreit bevor

Obwohl die einzelnen EU-Mitgliedsstaaten den Anbau gentechnisch veränderter Feldfrüchte in Teilen oder der Gesamtheit ihres Staatsgebiets verbieten dürfen, steht Deutschland eine harterechtliche Auseinandersetzung über die Einführung eines landesweiten Verbots bevor.

Erhebt die GVO-Industrie Einspruch gegen ein solches Verbot, was sie mit einiger Sicherheit tun wird, muss der Europäische Gerichtshof entscheiden. Laut GMWatch.orgtendiert dieser zu Entscheidungen zugunsten eines einheitlichen Marktes in der EU.

Es wird interessant sein, was in Deutschland passiert, denn der Fall könnte für die übrige EU einen Präzedenzfall bedeuten. Es bleibt zu hoffen, dass es den Imkern gelingt, ein landesweites Verbot durchzusetzen.

Wie GMWatch.org weiter berichtet, könnte die »gentechnische Industrie als der Faktor in die Geschichte eingehen, an der die Europäische Union zerbrach« und der den einen Sektor der Nahrungsmittel- und landwirtschaftlichen Industrie gegeneinander aufbrachte.

Quellen

gmwatch.org
organicconsumers.org
theguardian.com
naturalsociety.com