Steine und Stühle flogen, ein Polizist wurde verletzt - in Italien haben Anwohner gegen Flüchtlingsunterkünfte protestiert. Auch rechtsextreme Gruppen mischten sich unter die Demonstranten, die Situation in Rom eskalierte.
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In mehreren Städten in Italien haben Anwohner und rechtsextreme Gruppen gewalttätig gegen die Unterbringung von Flüchtlingen demonstriert. Was in einem Außenbezirk von Rom ruhig begann, lief aus dem Ruder: Zunächst blockierten Bewohner die Zufahrt zu einer ehemaligen Schule, die zu einem Heim für etwa hundert Migranten werden soll. Dann gerieten sie mit der Polizei aneinander und warfen Steine und Stühle. Ein Beamter wurde verletzt, teilte die Behörde mit. Eine neofaschistische Gruppe hatte sich den Protesten angeschlossen.

Die Stadt erklärte, die Straßenblockade werde aufgelöst. Weiterhin bestehe der Plan, Migranten in dem Gebäude unterzubringen. "Wir machen keinen Schritt zurück", sagte der Präfekt Franco Gabrielli.


Kommentar: Die Entscheidung ist fraglich, denn es besteht dennoch eine potentielle Gefahr für die zukünftigen Einwohner des Flüchtlingsheimes.


Die Zahl der Flüchtlinge ist in Italien stark gestiegen. Im Jahr 2012 waren es noch 13.000, im vergangenen Jahr kamen dann 170.000 über das Mittelmeer in das Land. In diesem Jahr landeten bereits 82.000 Menschen in Italien.

In der Nacht zum Donnerstag kam es bereits zu Protesten in Quinto di Treviso, einer kleinen Stadt nördlich von Venedig. Auch dort sollen etwa hundert Flüchtlinge untergebracht werden. Einwohner der Ortschaft schleppten laut Medienberichten Betten, Matratzen und Fernsehgeräte aus einem der Gebäude und setzten sie in Brand. Die Teilnehmer bauten dann Zelte auf. "Wir gehen nicht nach Hause, bis sie abhauen - das ist eine Invasion", sagte ein Teilnehmer der Tageszeitung Corriere della Sera. Die Flüchtlinge sollten nun woanders unterkommen.

vek/dpa/AFP