Eine grün-grelle Lichtkugel am Abendhimmel sorgte im März 2015 für Aufregung in Bayern. Jetzt ist klar: Teile des Meteoroiden schlugen auf der Erde ein. Man weiß sogar, wo.

Meteor Süddeutschland Schweiz März / March 2015
© Melly JackLeserin Melly Jack gelang im März dieses Bild eines grell-grünen Meteoriten über Bayern. Teile des Himmelskörpers schlugen in der Schweiz ein.
Viele Menschen in Süddeutschland sahen Mitte März eine grell-grüne Lichtkugel am Nachthimmel und wunderten sich. Auch in der Region beschrieben Beobachter eine helle Kugel, die rasant nach unten stürzte. Auf der Facebook-Seite der Augsburger Allgemeinen kommentierten innerhalb kürzester Zeit hunderte Augenzeugen einen Artikel, der auf das Lichtspektakel am Himmel verwies. Viele hatten den "grünen Ball" mit eigenen Augen gesehen.

Gab das Ganze am Abend noch Rätsel auf, waren sich die Forscher am nächsten Tag sicher: Es war ein Meteor, der über Bayern hinweg gerast war.

Inzwischen haben die Experten die Bilder und Videos ausgewertet, die von dem grellen Himmelskörper gemacht wurden. Sie kommen demnach zum Schluss: Überreste des Körpers sind damals auch auf die Erde eingeschlagen. Und das ist bemerkenswert. Denn es komme nur sehr selten vor, dass ein solcher Felsblock nicht vollständig verglüht und Teile davon den Boden erreichen, teilt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit.


Kommentar: Es kann auch zu bestimmten Zeiten vorkommen, dass Überreste von Meteoren gehäuft auf der Erde aufschlagen. Victor Clube und Bill Napier beschreiben in ihrem Buch The cosmic winter, dass die Erde sehr oft von Schwärmen und in regelmäßigen Abständen (ca. alle 4000 Jahre) getroffen wurde, das heißt, eine große Masse von relativ kleinen Körpern die Erde bombardierten, wie es das untere Beispiel der Carolina Bays zeigt:
Carolina Bays
© Unbekannt

Ein internationales Forscherteam habe zudem die Flugbahn der Feuerkugel durch die Atmosphäre rekonstruiert und den Niedergang der Meteoriten auf ein Gebiet in der Schweiz eingegrenzt, sagte DLR-Planetenforscher Jürgen Oberst am Montag.

Das mutmaßliche Streufeld erstreckt sich laut DLR über die Hochgebirgsregionen in den Schweizer Kantonen Schwyz, Uri, Graubünden und Tessin. Das entsprechende Gelände sei 30 Kilometer lang und rund vier Kilometer breit. "Wenn man sich Zeit nimmt und das Gelände systematisch absucht, sind die Chancen für einen Fund gar nicht so schlecht", meinte Oberst.

Meteoroid über Bayern war 78.000 Stundenkilometer schnell

Durch die Meteorkameras des DLR-Feuerkugelnetzes konnte die Eintrittsgeschwindigkeit des Meteoroiden in die Erdatmosphäre präzise bestimmt werden: Sie betrug 21,6 Kilometer pro Sekunde, das entspricht etwa 78.000 Kilometern in der Stunde. Die Bahnspur des Meteors verlief mit einer Neigung von nur 13,6 Grad gegen die Horizontale sehr flach.

Bei seinem Leuchtflug von knapp 16 Sekunden Dauer und 300 Kilometer Länge raste der Meteoroid über den westlichen Teil des Bodensees und bewegte sich weiter über Schweizer Gebiet. Das Helligkeitsmaximum dürfte die Feuerkugel in rund 42,5 Kilometer Höhe über dem östlichsten Zipfel des Zürichsees erreicht haben.

Neuschwanstein-Meteoriten, der 2002 in Bayern einschlug
© dpaDer Oberkonservator der Mineralogischen Staatssammlung München, Rupert Hochleitner, zeigt hier den Neuschwanstein-Meteoriten, der 2002 in Bayern einschlug.

Kommentar: Möglicherweise wurden Gesteinsbrocken vom Meteoriten vom 15. März in Riedöschingen gefunden:

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© HauptvogelGesteinsbrocken landeten auf dem Vordach eines Hauses in Riedöschingen. Sind es Stücke von jenem Meteoriten, der am 15. März über Süddeutschland abstürzte?

Hier und an einigen weiteren Punkten der Bahn sei der Meteoroid in kleinere Teile zerbrochen, so die Forscher weiter. "Aus der geringen Abbremsung des Objekts über die Länge der atmosphärischen Wegstrecke kann man schließen, dass der Körper eine Anfangsmasse von mehr als 100 Kilogramm gehabt haben muss", sagte Oberst weiter. Davon seien aber nur wenige Kilogramm am Boden angekommen.

Jedes Jahr fallen etliche Meteorite auf die Erde und ziehen dabei eine gleißend helle Spur durch die Atmosphäre. Meteorite, die auf der Erde einschlagen, können beträchtlichen Schaden anrichten - bis hin zu globalen Katastrophen. So entstand etwa das Nördlinger Ries durch den Einschlag eines 1,5 Kilometer großen Meteoriten. Der bislang größte entdeckte Meteorit wurde 1920 in Namibia gefunden, der Eisenmeteorit wiegt etwa 55 Tonnen.

AZ, bo, dpa