Die Sondereinheit Enzian steht erneut in der Kritik: 2014 stürmten maskierte Elitepolizisten eine Wohnung, um eine Frau wegen Verdachts auf Scheinehe festzunehmen.
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© Keystone/Peter Klaunzer
Vergangenen März drangen kurz vor sechs Uhr morgens zwölf vermummte Polizisten in eine Wohnung im Berner Betlehem-Quartier ein. Die Polizisten der Sondereinheit nahmen eine 35-jährige Frau fest. Die zwei Kinder der Frau blieben in der Wohnung zurück, während die Mutter über zehn Stunden auf der Wache verhört wurde. So berichtet die Wochenzeitung WOZ über eine Hausdurchsuchung vom 26. März 2014. Die WOZ geht davon aus, dass es sich bei den Beamten um Mitglieder der Antiterroreinheit Enzian gehandelt hat. Sicher weiss man das allerdings nicht, da die Polizei grundsätzlich keine Angaben über die aufgebotenen Einsatzkräfte macht.


Kommentar: Das brutale Vorgehen scheint geschützt worden zu sein und wurde wahrscheinlich deshalb erst jetzt veröffentlicht, damit sich niemand mehr beschwert.


Der Grund der Hausdurchsuchung: Verdacht auf Scheinehe und Sozialhilfebetrug. Jemand hat die Frau in anonymen Briefen angeschwärzt, berichtet die WOZ. Die Polizei äussert sich nicht dazu, wieso der Einsatz von einer zwölfköpfigen Sondereinheit, und nicht durch eine normale Polizeieinheit, durchgeführt worden ist. Der Einsatz sei aber rechtmässig gewesen, da er im Auftrag der Staatsanwaltschaft erfolgt sei und ein Hausdurchsuchungsbeschluss vorlag.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Polizei und die Sondereinheit Enzian kritisiert werden: Im April und im August durchsuchte die Sondereinheit Enzian besetzte Häuser in Ostermundigen und Bern. Die Bewohner berichteten damals der WOZ, dass mehrere Personen während Stunden gefesselt und mit verbundenen Augen ausharren mussten.

aha