Bauern in Alpenregion
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Eine rasche Aufhebung der EU-Sanktionen gegen die Russische Föderation fordert der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied. Im Rahmen einer Pressekonferenz in Berlin warnte der Bauernpräsident vor drastisch sinkenden Unternehmensgewinnen, fallenden Erzeugerpreisen und dem Wegbrechen wichtiger Märkte. Vor allem die Viehwirtschaft sei in den letzten Jahren in erschreckendem Maße unter die Räder gekommen.

Im vergangenen Wirtschaftsjahr, das vom 1.7.2014 bis zum 30.6.2015 gerechnet wurde, sei der durchschnittliche Gewinn der deutschen Agrarbetriebe um mehr als ein Drittel eingebrochen, erklärte Rukwied.

Hauptgrund dafür seien die weiterhin sinkenden Erzeugerpreise, also das, was ein Bauer pro Kilo Fleisch oder Getreide oder je Liter Milch erhält. Der Milcherzeugerpreis zwischen nur noch 25 und 27 Cent je Liter zwinge die Milchviehhalter zur Subsistenzwirtschaft. Lediglich die Weinbauern profitieren vom milden Wetter und die Ökobauern von Förderungen und dem anhaltenden Trend zu öko-zertifizierten Landwirtschaftsprodukten aufseiten der Verbraucher.

Das durchschnittliche Bruttoeinkommen je Familienarbeitskraft liegt den Angaben des DBV zufolge derzeit zwar noch bei etwa 2.500 Euro monatlich, ziehe man davon jedoch noch Abgaben, Sozialversicherungsbeiträge und erforderliche Investition ab, werde der finanzielle Spielraum für die heimischen Landwirte immer enger. In den Milchviehbetrieben seien die Gewinne, so Rukwied, um satte 44 Prozent zurückgegangen. Die Tendenz im bisherigen Verlauf des gegenwärtigen Wirtschaftsjahres weise nicht in Richtung einer Erholung.

Im vergangenen Wirtschaftsjahr hätten, heißt es aus dem DBV, unter anderem 5,6 Prozent der Sauenhalter ihren Betrieb aufgegeben, in seiner eigenen Heimatregion in Süddeutschland sei es sogar etwa ein Drittel gewesen. Insgesamt sei die Anzahl aller Landwirtschaftsbetriebe in Westdeutschland gegenüber dem Wirtschaftsjahr davor um 1,7 Prozent und im Osten um 0,2 Prozent zurückgegangen.

Das Wegbrechen von Märkten in Osteuropa und dabei vor allem Russlands Einfuhrstopp für Agrarprodukte treffe die deutschen Bauern in besonders drastischer Weise. Die Russische Föderation hatte mit diesem auf die Sanktionen der USA, der EU und weiterer Verbündeter gegen Russland reagiert, die diese im Zusammenhang mit der Ukrainekrise verhängt hatten. Rukwied drängte daher einmal mehr auf eine rasche Wiederherstellung handelspolitischer Normalität gegenüber Russland. „Politische Initiativen zur Aufhebung des Russland-Embargos“ seien daher das „Gebot der Stunde“, erklärte Rukwied.

Neben der Politik wurden auch Nahrungsmittelindustrie und Handel vom DBV-Präsidenten kritisiert. Verarbeiter und Lebensmitteldiscounter seien die Einzigen, die von den sinkenden Erzeugerpreisen und dem immer größeren Angebot landwirtschaftlicher Erzeugnisse auf dem Weltmarkt profitierten.

Die Bauern würden durch das gegenwärtige System schlechtere Erzeugerpreise bekommen, während die Verbraucher keinen Preisvorteil hätte, sondern nur Lebensmitteleinzelhändler und Verarbeitungskonzerne. Der DBV forderte in diesem Zusammenhang auch eine strengere Kartellgesetzgebung.