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Chapel Hill (USA) - Die Angst vor dem Sterben und dem Tod gehört wohl zu den fundamentalsten Ängsten unserer Existenz und ist meist mit der Furcht vor Schmerz, Leiden, Verlust und Einsamkeit verbunden. Eine aktuelle Studie zeigt jedoch, dass Sterbende selbst dem Tod mehrheitlich positiv entgegen sehen.

Wie das Team um Kurt Gray von der University of North Carolina aktuell im Fachjournal Psychological Science (DOI: 10.1177/0956797617701186) berichten, legen die Ergebnisse ihrer Studie nahe, dass unsere Erwartungen nicht unbedingt mit der Realität des Sterbens übereinstimmen. Laut den Forschern sollte diese Erkenntnis auch Auswirkungen auf unseren Umgang mit Sterbenden haben.

„Tatsächlich zeigt sich, dass Sterben sehr viel weniger traurig oder angsteinflößend, statt dessen aber deutlich fröhlicher zu sein scheint, als die meisten sich das wohl vorzustellen vermögen“, so Gray.

In ihrer Studie haben die Psychologen Blogbeiträgen von Todkranken und Insassen von Todeszellen analysiert und machten dabei die Beobachtung, „dass wir uns für gewöhnlich unverhältnismäßig stark auf negative Emotionen in Verbindung mit dem Sterben konzentrieren, ohne dabei den größeren Kontext des täglichen Lebens miteinzubeziehen.“

Menschen, so schreiben die Autoren in ihrer Studie, sind unglaublich anpassungsfähig - und das nicht nur physisch sondern auch emotional „und wir leben unser tägliches Leben so oder so - ob wir nun (bald) sterben oder nicht.“ In unserer Vorstellung sei das Sterben meist mit Einsamkeit und Bedeutungslosigkeit verbunden. „Sterbende selbst äußern sich hingegen mit sehr viel Liebe, sozialer Verbundenheit und Beutungskraft.“

Wie die Analyse der Beiträge zeigt, steigert sich der positive emotionale Einstellung zum Tod je näher die Sterbenden ihrem Todeszeitpunkt kommen - eine Entwicklung, wie sie angesichts negativer Formulierungen in den Schriften nicht zu beobachten sei.

Abschließend gestehen Gray und seine Kollegen natürlich ein, dass ihre Beobachtungen sicher nicht allgemein auf alle Sterbenden zutreffen, dass die Ergebnisse aber zeigen, dass unsere allgemeine Einstellung gegenüber dem Sterben in vielen Fällen aber nicht mit der Realität dieses Vorgangs übereinstimme. Und das habe auch Auswirkungen auf unseren Umgang mit dem Tod und den Sterbenden selbst:

„Derzeit hat das medizinische System zunehmend den Anspruch, den Tod zu vermeiden oder möglichst lange hinauszuzögern“, so die Psychologen abschließend. „Und das hat oft auch etwas damit zu tun, dass der Tod als etwas Furchtbares und Tragisches betrachtet wird. Zwar ist dieser Fokus in Kontext unserer negativ kulturellen Prägung gegenüber dem Sterben verständlich, doch legen unsere Ergebnisse nahe, dass der Tod in Wirklichkeit für die Sterbenden selbst sehr viel positiver ist, als wir uns dies meist vorstellen.“