Anfang des letzten Jahrhunderts starben gegen 50 Millionen Menschen an der Spanischen Grippe. Nun haben Forscher zu Studienzwecken ein beinahe identisches Virus entwickelt.

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© Photograph: AP/Centers for Disease Control/C GoldsmithDer Vogelgrippe Virus H5N1, gold eingefärbt. Seit 2003 sind mindestens 386 Menschen daran gestorben.
Grippeviren gibt es viele. Die meisten zirkulieren in Wildvögelpopulationen - beispielsweise bei Hühnern oder Enten. Doch hin und wieder mutieren die Erreger, so dass sie auch dem Menschen gefährlich werden können. So wie das Vogelgrippe-Virus, das nach Angaben der WHO 2003 mindestens 386 Leben kostete.

Nun hat ein internationales Forscherteam um Yoshihiro Kawaoka von der Universität Wisconsin verschiedene Vogelgrippe-Viren analysiert. Dabei identifizierte es acht Gene, die denen der Spanische Grippe sehr ähnlich sind. Die Wissenschaftler kombinierten diese im Hochsicherheitslabor und erschufen so ein Virus, das nur 3 Prozent von dem abweicht, das 1918 für die Spanische Grippe verantwortlich war.

Tödlich in sieben Schritten

Der neue Erreger war für Mäuse und Frettchen gefährlicher als die klassischen Vogelgrippe-Viren, jedoch nicht so schädlich wie das aus dem Jahr 1918. So verbreitete es sich nicht unter den Tieren und tötete keines, wie die Forscher im Fachjournal Cell Host and Microbe berichten.

Um herauszufinden, welche genetischen Veränderungen eine Ausbreitung ermöglichen, liessen Kawaoka und seine Kollegen das Virus mutieren. Schon nach sieben Mutationen war der Erreger deutlich gefährlicher geworden und verbreitete sich per Tröpfcheninfektion von Tier zu Tier - ganz so wie die Grippeviren beim Menschen.

Unterschiedliche Meinungen

«Die Arbeit hilft uns zu verstehen, wie für den Menschen harmlose Viren zu tödlichen werden und zu einer Pandemie führen können», erklären die Verantwortlichen die Bedeutung der Studie. Nur so liessen sich wirksamere Strategien zu ihrer Bekämpfung entwickeln. Zudem hätten weitere Experimente gezeigt, dass bereits existierende Medikamente wie der Schweinegrippe-Impfstoff anschlagen würden.

Andere Forscher hingegen halten das Treiben von Kawaoka für verrückt und gefährlich, wie The Guardian berichtet. Ihrer Meinung nach tragen solche Arbeiten nicht dazu bei, die Menschen zu schützen. Vielmehr brächten sie die Weltbevölkerung in Gefahr.

(fee)