Das Sonnenobservatorium SOHO liefert nicht nur wichtige Informationen über unser Zentralgestirn, sondern hat inzwischen mehr Kometen entdeckt, als die besten menschlichen Kometenjäger. Die meisten Kometen, die auf den SOHO-Bildern aufgespürt werden, überleben die Sonnenpassage nicht und gehören zudem alle einer Familie an. Komet Nummer 2.875 jedoch war anders.
soho, komet 2875
Das Solar & Heliospheric Observatory (SOHO) ist ein Weltraum-Sonnenobservatorium, das von der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA und der europäischen Weltraumagentur ESA gemeinsam betrieben wird. Es wurde im Dezember 1995 gestartet und hat seitdem nicht nur wertvolle Daten über unser Zentralgestirn zur Erde geschickt, sondern auf seinen Bildern wurden auch unzählige Kometen entdeckt.

Das Aufspüren eines Kometen, der in das Sichtfeld von SOHO wandert, ist also im Grunde genommen nichts wirklich Aufregendes mehr. Allerdings gibt es immer wieder Kometen, die irgendwie anders sind, als die normalerweise aufgespürten Brocken. Dies gilt insbesondere für den 2.875. von SOHO entdeckten Kometen, den das Teleskop vom 18. bis 21. Februar beobachtete.

Die Mehrzahl der Kometen, die SOHO bislang entdeckt hat, sind nämlich Überreste eines großen Kometen, der bei Annäherung an die Sonne vor vielen Jahrhunderten auseinandergebrochen ist. Sie bilden eine Kometenfamilie, die sogenannte Kreutz-Gruppe. Das Besondere an SOHOs Kometen Nummer 2.875 ist nun, dass dieser offenbar keiner bekannten Kometenfamilie anzugehören scheint.

Und noch etwas macht die Neuentdeckung interessant: Die meisten von SOHO aufgespürten Kometen sind so winzig und zerbrechlich, dass sie die nahe Umrundung der Sonne nicht überstehen und verdampfen. Man bezeichnet solche Kometen auch als "Sungrazer", also "Sonnenstreifer". Nummer 2.875 aber näherte sich der Sonne zwar auch bis auf etwa 3,5 Millionen Kilometer an, überstand den Vorüberflug aber unversehrt.

"Es besteht sogar die Chance, dass Beobachter auf der Erde den Kometen in den kommenden Wochen am Himmel entdecken können", so Karl Battams, der als Sonnenforscher am Naval Research Lab in Washington arbeitet. "Aber es könnte genauso gut sein, dass er durch Ereignisse, die ihm bei seiner Reise um die Sonne zugestoßen sind, recht schnell unsichtbar wird."

SOHO entdeckt nur wenige Male pro Jahr einen Kometen, der sich keiner Kometenfamilie zuordnen lässt. Die Beobachtungen von SOHOs 2.875. Kometen haben Wissenschaftler auch zu einem kleinen Film zusammengestellt. Darauf ist auch ein koronaler Massenausbruch der Sonne zu sehen, was die Sequenz noch interessanter macht.
Update (5. März 2015): Jüngste Berichte von Beobachtungen des Kometen SOHO-2875 (offiziell C/2015 D1 (SOHO)) von der Erde aus deuten inzwischen darauf hin, dass der Komet die Umrundung der Sonne doch nicht unbeschadet überstanden hat, sondern der Kometenkern offenbar bald nach Durchlaufen des Perihels zerbrochen ist. Einen intakten Kern scheint es nicht mehr zu geben, vielmehr nur noch eine Staubwolke.