In den Vereinigten Staaten hat sich ein neuer Adel etabliert, der sowohl die Wirtschaft als auch die Politik dominiert. Ganze Clans kontrollieren mittlerweile das Land, welches eigentlich die Freiheit der Menschen sichern wollte. Der Feudalismus bleibt damit faktisch bestehen.
Hillary Clinton
© Flickr / Rona Proudfoot CC-BY-SA 2.0Hillary Clinton.
Wer kennt sie nicht: die Prescott-Bushs, die Kennedys, die Clintons, die Rockefellers, die Fords und die Morgans, die Warburgs und die Kochs. Auch wenn in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder neue Entrepreneure aufstiegen, so kommt das ganze Land nicht um die alteingesessenen Familiendynastien herum, die seit der Unabhängigkeitserklärung der ehemaligen britischen Kolonien die Geschicke der Nation leiten.

Auch wenn sich die Namen infolge von Ehen immer wieder änderten, neue Familien aufgenommen wurden und so manche Sippschaft wieder in der Versenkung der Geschichte verschwand, so etablierte sich mit der Zeit ein System der Familiendynastien und Clans, welches in Anlehnung aus dem alten System des Adels eine Oligarchenherrschaft etablierte. Gerade in der Politik führt kaum ein Weg an die Spitze an diesen Familien vorbei.

Wenn nun Jeb Bush und Hillary Rodham-Clinton als Aspiranten auf das Amt des US-Präsidenten auftreten, dann folgen sie lediglich dem Ruf ihrer Dynastien. Schon im 19. Jahrhundert folgte John Quincy Adams seinem Vater John Adams - mit einem Vierteljahrhundert Verspätung - auf den "US-Thron". Die Kennedys sind bis heute noch in der US-Politik aktiv. Politikerfamilien bleiben sich eben gerne treu.

Umso weniger verwunderlich ist es, dass man auch davon ausgeht, dass die Kinder der Bushs und Clintons bald schon in die Fußstapfen ihrer Eltern treten werden. Vor allem die Bush-Dynastie gilt diesbezüglich als besonders ambitioniert. An Vetternwirtschaft mangelt es da ohnehin nicht, zumal die Familien durchaus einen recht großen politischen Einfluss haben.

Im Grunde genommen kann man sagen, dass die Amerikaner sich ihre Freiheit vom britischen Adel schlussendlich damit erkauften, nun mit neuen Familiendynastien als Herrschern leben zu müssen, die nun entweder selbst als Gouverneure, Abgeordnete oder Präsidenten agieren, oder zumindest großen Einfluss auf die Wahl der Kandidaten ausüben. So wird zwar der Deckmantel der Demokratie über die Sache gelegt, doch am feudalen politischen System ändert sich eigentlich nichts.